Bio-Beautyprodukte : Nur schön oder schon Bio?
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Mit ihrer Zurückhaltung im Hinblick auf Biosiegel sind Mellis und Scholz nicht allein. Für Christina Kraus, die Betreiberin des Naturkosmetik-Shops „Green Glam“ aus Augsburg mit dem entsprechenden Online-Angebot, ist ein Siegel nicht ausschlaggebend, um ein Produkt ins Sortiment aufzunehmen. Nach ihren Erfahrungen können sich das gerade junge Kosmetiklabels oft nicht leisten. Für Kraus, die eigentlich Apothekerin ist, hat in solchen Fällen Transparenz bei den Inhaltsstoffen Priorität. Aber es geht auch darum, dass die Produkte innovativ sind und so gut aussehen, dass sich Christina Kraus sie selbst gerne ins Bad stellen würde. Sie sagt aber auch: „Wenn die Inhaltsstoffe nicht passen, hilft die schönste Verpackung nichts.“
Was genau versprechen die Siegel für Naturkosmetik überhaupt? Ecocert etwa wurde als Kontroll- und Zertfizierungsverband für ökologische Produkte 1991 in Frankreich gegründet. Das Label wird an Kosmetikprodukte vergeben, die nur höchstens fünf Prozent synthetische Inhaltsstoffe verwenden und auf erneuerbare Ressourcen und Inhaltsstoffe aus ökologischem Anbau setzen. Es sind Produkte, die nur dann tierische Inhaltsstoffe einsetzen, wenn es keine gleichwertigen pflanzlichen Alternativen gibt. Die Interessengemeinschaft Natrue hingegen, die sich aus führenden deutschen Naturkosmetikfirmen wie Dr. Hauschka, Lavera und Weleda formiert, gilt als weniger streng und hat drei Qualitätsstufen festgeschrieben: für Naturkosmetik, Naturkosmetik mit Bioanteil und Biokosmetik.
Der moderne Mann
Außerdem gibt es das BDIH-Emblem des Bundesverbands Deutscher Industrie-und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzung und Körperpflege. Cremes, Lotionen und Shampoos im Naturkostladen haben in der Regel ein solches Siegel. Davon abgesehen sind die Begriffe „Naturkosmetik“ und „Bio“ in der Branche bislang gesetzlich nicht geschützt.
Friedemann Seith von der Männermarke Friedman Berlin hat sich von Anfang an um ein Bio-Etikett gekümmert. „Dass ich kein Dermatologe oder Chemiker bin, sieht man mir wahrscheinlich schon an“, sagt er zur Begrüßung. Seith ist Betriebswirt und hat vor der Gründung seiner Firma zweieinhalb Jahre lang gelernt, wie man Start-ups aus der Taufe hebt. Eine App oder Software erschien ihm wenig reizvoll – Seith wollte ein richtiges Produkt lancieren.
Wenn er von seiner Zielgruppe spricht, erwähnt er oft den modernen Mann. Wie sich Friedemann Seith moderne Männer genau vorstellt, war in Berlin zuletzt bei der Modewoche im Januar zu sehen, als seine Plakate an prominenten Stellen hingen. Man konnte die reduzierten Schwarz-Weiß-Porträts von Berlinern jeglichen Alters leicht für die neue Werbung der Schaubühne halten, des renommierten Theaters am Kurfürstendamm. Als Absender zeichnete aber einfach nur: Friedman Berlin. Statt auf Wirkversprechen setzte Seith auf Branding.
Kommt man auf die Produktentwicklung zu sprechen, verweist Friedemann Seith ebenfalls auf die Zusammenarbeit mit einem Labor. Für ihn stand jedoch fest, dass sein Produkt auch 100 Prozent Bio sein müsse. „Ohne braucht man heutzutage ja gar nicht mehr anzutreten“, sagt er. Seine Produkte haben also das Natrue-Siegel. Die nächsten Neueinführungen sind schon geplant. In Berlin riecht es mal wieder nach mehr.