Bio-Beautyprodukte : Nur schön oder schon Bio?
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Daniela Mellis lernte Claire Ralston bei der Eröffnung ihres „Treat Collection Beauty-Lofts“ in Prenzlauer Berg kennen. Zuerst verkaufte sie die Produkte der Australierin, dann schmiedeten die beiden gemeinsam Ideen für neue Kosmetikprodukte. In dem Berliner Hinterhof-Loft fehlt der klinische Eindruck, den man gemeinhin von Kosmetikstudios kennt, und es fehlt auch der beißende Geruch von Nagellack - denn Daniela Mellis befasste sich 2012 mit schadstofffreien Produkten.
„Ich habe mich nach zwei Fehlgeburten intensiv mit den Schadstoffen im Nagellack beschäftigt“, sagt Mellis, die heute Mutter von Zwillingen ist. „Danach war mir klar, dass ich für den deutschen Markt einen Lack ohne giftige Inhaltsstoffe entwickeln wollte.“ Das Prenzlauer-Berg-Publikum schätzt den Öko-Ansatz. Zusammen mit Claire Ralston schuf sie die Girl-Smells-Kollektion, aluminium- und alkoholfreies Deodorant in trendigem Millennial-Pink, das es seit einigen Monaten zu kaufen gibt. Auf die Verpackung mit rosafarbener Luftpolsterfolie und Glitzerkuvert wird dabei genauso viel Wert gelegt wie auf den Inhalt. Produziert wird in externen Manufakturen. „Nach fünf Jahren bin ich Profi, was Briefings mit Produzenten angeht“, sagt Daniela Mellis. „Wenn beim zweiten Sample nicht alles passt, wird das auch nichts mehr.“
Heute dauert es bei ihr nicht länger als ein Jahr, ein Produkt zu lancieren. Ein halbes Jahr davon verschlingen die Tests, um ein Produkt auf den Markt bringen zu können. Allerdings sind Bio-Siegel für Daniela Mellis nicht so wichtig. Sie werde zwar von Organisationen angeschrieben, die ihr Siegel für eine Gebühr von 2000 Euro anbieten, doch die Berlinerin sagt: „Ein Ecocert-Label würde mich einschränken, da ich dann nur Rohstoffe von gelisteten Zulieferern einkaufen dürfte.“
Es geht um Verträglichkeit
Alexander Scholz sieht es ähnlich. Sein Münchner Unisex-Label Muti hat er fast zur selben Zeit gegründet wie Merme. Auch er ist ein Quereinsteiger. In seinem ersten Berufsleben kümmerte sich Scholz vor allem um Bilanzen. Im zweiten sitzt er mit sieben Angestellten mitten in der Münchner Innenstadt. „Meine Marke sollte leicht verständlich sein und sich des Designthemas annehmen“, sagt Scholz. Die Tiegel sind weiß, die Schrift und die Aussage minimalistisch. Auf dem Deckel markieren zarte Pastellfarben den Anwendungsbereich. Der Geruch: ein Hauch von Nichts.
Die Cremes von Muti stehen auch in Concept-Stores wie dem von Andreas Murkudis in Berlin. Mit Preisen von 39,50 Euro für eine Tagescreme liegen die Produkte auf dem Niveau einer internationalen Marke wie Kiehl's. Nur steht hinter Muti eben kein Großkonzern wie L'Oréal. „Man darf nicht unterschätzen, wie lange es dauert, ein Kosmetikprodukt marktreif zu machen“, sagt Alexander Scholz. „Für einen Laien sind die Regularien in der Kosmetikbranche nicht ganz einfach zu verstehen.“
Frühzeitig hatte er sich deshalb mit einer Beraterin aus der Kosmetikbranche sowie einem Lohnhersteller zusammengetan, der ihm die Rezepturen entwickelte. Dann ging auch seine finale Inhaltsliste ans CPNP. Im Anschluss überprüfte das Kreisverwaltungsreferat München die konkreten Muster. Die Zertifizierung als Naturkosmetik ließ Scholz bewusst aus. „Mir geht es um Verträglichkeit“, sagt er, „und dafür ist Naturkosmetik nicht zwingend ein Garant.“