Im Interview mit einem Model : „Sagen Sie ja zum Leben!“
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Bluse zum Blazer: So ist selbst der Bürolook spannend, so de Maigret. Bild: ddp Images
Caroline de Maigret ist die Pariserin der Stunde. Was man von den Frauen der französischen Hauptstadt lernen kann, hat sie in einem Buch aufgeschrieben. In Sachen Stil können Frauen sich einiges von dem 40 Jahre alten Model abschauen.
Caroline de Maigret sitzt in der Ecke einer Münchner Hotellobby über einer Platte dampfendem Reis. Sie kommt gerade aus Los Angeles. Arbeit hat sie zwar überall auf der Welt, für ihr eigenes Plattenlabel, das sie 2006 mit ihrem Mann Yarol Poupaud gründete, sowie als Ex- und jetzt Comeback-Model. 2011 kehrte sie im zarten Alter von 35 Jahren zurück auf den Laufsteg von Chanel, seitdem läuft es. Aber vor allem ist Caroline de Maigret Pariserin, die jeder Lebenssituation mit einem beeindruckenden Maß an Stil-Sicherheit begegnet, egal, ob es um die Frage geht, ob halbhohe Absätze okay sind (auf gar keinen Fall) oder um jene, was es zum After-Sex-Lunch gibt (Omelette mit Toast und Rotwein). Mit drei weiteren Pariser Institutionen, Anne Berest, Sophie Mas und Audrey Diwan, hat sie darüber ein Buch geschrieben: „How to Be Parisian Wherever You Are“.
Da Sie gerade aus Los Angeles kommen: Wie übersteht man einen Langstreckenflug eigentlich modisch mit Würde?
Ich trug Jeans zu einem dünnen schwarzen Hemd ohne Kragen, eine Art Mao-Stil, dazu weiße Nike-Schuhe. So sah ich zumindest noch ganz gut aus. Zwei meiner Flüge wurden gestrichen, ich war 36 Stunden unterwegs. Ach ja, und ich trug so viel Feuchtigkeitscreme, dass daraus beinahe eine Gesichtsmaske wurde.
Wie lange brauchen Sie, um sich für ein Outfit zu entscheiden?
Hierfür eine Minute, denn mein Gepäck ist verlorengegangen. Also musste mir Stylebop, der Online-Shop, aushelfen. Als ich ankam, hingen schon drei Hosen und drei Hemden bereit, da ging es mir gleich besser.
Entscheidet eine Pariserin spontan, wie sie aussehen will, oder plant sie das akribisch?
Beides. Geplant ist es, weil sie sich zunächst Zeit nimmt, um die richtigen Teile für ihre Garderobe zu finden, und dann ist es spontan, weil sie weiß: Egal, was da hängt, es wird zu ihrer Figur und Persönlichkeit passen.
Sie sind ja öfter in den Vereinigten Staaten. Was machen die Amerikanerinnen im Vergleich zu den Pariserinnen falsch?
„Falsch“ würde ich nicht sagen.
Anders?
Anders! Vielleicht haben Sie mehr Spaß und probieren mehr aus. Für mich ist das nichts, ich bin in so einem Aufzug oft noch nicht mal bis zur Tür gekommen, weil ich mich verkleidet gefühlt habe oder zu sexy. Ich finde es sexy, Haut an überraschenderen Stellen zu zeigen, und weniger sexy, einen tiefen Ausschnitt zu tragen, so wie Amerikanerinnen das machen würden. Ich wäre eher für den Pullover, der ein Stück meiner Schulter zeigt, sodass der Mann das Gefühl hat, diesen Moment für sich erobert zu haben. Das ist erotischer, als einfach die Brüste zu zeigen.
Und die deutschen Frauen, was machen die anders als die Pariserinnen?
Manchmal sind sie ein bisschen zu ernst und zu schwarz. Ich verstehe, dass es gerade für Frauen mit Dresscode im Büro nicht einfach ist, aber ein Trick wäre zum Beispiel, unter einem maskulinen Anzug nicht noch ein strenges Hemd zu tragen, besser eine Bluse, um den Look zu brechen. Pariserinnen tragen zwar auch nie mehr als zwei, drei Farben, aber dazwischen ist immer ein Teil, das wirklich Eindruck macht und für den ganzen Look steht. Ohne das wirkt der ganze Auftritt hingegen langweilig.
Sie schreiben in Ihrem Buch, dass man keine übertrieben teure Garderobe braucht, um immer toll auszusehen. Eigentlich genüge ein Teil, in dem man zu jeder Gelegenheit gut aussieht. Was ist das für Sie