Label Our Legacy in Berlin : Was heißt „cool“ auf Schwedisch?
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Die drei schwedischen Designer von Our Legacy Bild: Hersteller
Sie sind jung, schwedisch, androgyn: das Label Our Legacy erfüllt alles, was das Hipster-Herz begehrt. Nun gibt es auch einen Store in Berlin-Mitte.
Auf das Ereignis, das jüngst in Berlin bei Bier und Beats gefeiert wurde, hatten sich die hippen Hauptstädter lange gefreut: Der erste Deutschland-Store des schwedischen Menswear-Labels Our Legacy öffnete im Bezirk Mitte seine Pforten. Dass die angesagte Streetwear-Marke nun auch einen Laden in Berlin hat, ist tatsächlich etwas Besonderes: Nach der Londoner Dependance ist er erst der zweite außerhalb von Schweden – und gerade mal der fünfte insgesamt.
„Berlin ist nicht unbedingt die Stadt, in die wir in der Vergangenheit zum Shoppen gekommen wären“, sagt Cristopher Nying, Our Legacys Kreativdirektor, der die Marke 2005 gemeinsam mit Jockum Hallin gründete. Seit 2007 ist Richardos Klarén als dritter Partner mit im Bunde. „Was uns aber an Berlin schon immer begeistert hat, ist die Energie, die hier aus der Kunst, der Musik und dem Nachtleben kommt. Die Stadt ist außerdem aufgeschlossen und international, das passt gut zu uns. Wir hatten hier schon immer eine große Fanbase“, so Nying.
„Fanbase“ trifft es ganz gut. Obwohl Our Legacy stetig auf Expansionskurs ist und sich mittlerweile in rund 240 Shops weltweit findet, ist die Marke im Mainstream bislang kaum bekannt. Ihren konstanten Wachstum hat sie keinen großen Marketingkampagnen zu verdanken, sondern einem treuen, designaffinen Kundenstamm. Gerade weil Our Legacy außerhalb von ausgewählten Concept Stores kaum zu finden ist, zeugt das Tragen der Kleider von Kennerschaft und dient als Erkennungszeichen für die informierten Cool Kids. Anders als bei der anderen schwedischen Streetwear-Marke, dem zehn Jahre älteren und mittlerweile omnipräsenten Jeanslabel Acne, das den progressiven Anspruch mit der Zeit vergessen hat.
Vermutlich werden Our-Legacys-Fans der Marke auch die Treue halten, wenn deren Kollektionen zu höherer Bekanntheit gelangen, und das liegt an der progressiven Kleidung selbst. Das Label um Nying, Hallin und Klarén, startete mit grafischen T-Shirts – und löste sofort einen Hype aus. Bald baute es erste Kollektionen, dabei im Zentrum: Modetrends, die nicht schnelllebig sind. Stattdessen konzentrierte man sich auf wenige, hochwertige Produkte. Die Entschleunigung und Reduktion aufs Wesentliche – ein Konzept, das man auch an den minimalistischen, betonverputzten Räumlichkeiten des neuen Berliner Ladens ablesen kann – geschah bei Our Legacy zu einer Zeit, da viele andere Marken Tempo und Masse noch als die einzige Währung im Modesystem begriffen. Inzwischen versuchen viele Labels mehr oder weniger glaubhaft, Massenkonsum einzudämmen.
Im Falle von Our Legacy bedeutet Reduktion übrigens nicht, dass da die immergleichen schnöden Kleider in den Läden hängen. Nying sagt: „Unsere Produkte sind klassisch genauso wie individuell. Wir wollen unseren Kunden immer auch etwas Neues, Konträres bieten.“ Klassiker der Streetwear wie das robuste Hemd, die Jeans oder die Bomberjacke sind bei Nying, Hallin und Klarén deshalb mit Referenzen zu unterschiedlichen Subkulturen und Geschehnissen auf der Straße gespickt. „Beim Entwerfen unserer ersten Kollektion hatten wir zum Beispiel schwedische Hooligans im Kopf, denen der Eintritt ins Fußballstadion verboten wurde. Diese Typen waren polizeibekannt, vor der Arena konnte man sie leicht identifizieren. Um doch eingelassen zu werden, versuchten sie es mit einem Trick: Sie brezelten sich richtig auf, trugen elegante italienische Anzüge und Trenchcoats — und kamen rein“, sagt Nying und lacht. „Modische Spannungsfelder wie diese reizen uns sehr.“