Markenlogos : Brillen ohne Namen
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Sonnenbrille von Lindberg Bild: Rainer Wohlfahrt
Sonnenbrille von Prada oder Gucci? Das ist bei den neuen Modellen gar nicht mehr auf den ersten Blick zu erkennen. Besonders in der deutschen Hauptstadt boomt die neue Brillenkultur.
Der größte Fauxpas, den man dieser Tage mit einer Sonnenbrille begehen kann, hat weder etwas mit der Beschaffenheit des Gestells zu tun noch mit der Frage, ob die Gläser verspiegelt sein dürfen. Es geht dabei auch nicht um eine bestimmte Marke, mit der man sich auf gar keinen Fall sehen lassen kann.
Der größte Fashion-Fehltritt beim Thema Sonnenbrillen ist jetzt das sichtbare Logo rechts und links auf dem Rahmen. Bis vor ein paar Jahren schien der fette Schriftzug noch geradezu eine Notwendigkeit zu sein, ein Detail, auf das man schon stolz sein konnte, denn man kommunizierte damit: "Seht her, ich verfüge über so viel Stilempfinden wie finanzielle Mittel, um mir eine Brille von Gucci zu leisten."
Einer der schönen Gründe für die Abkehr vom Markendiktat auf dem Acetat-Rahmen ist der Trend zur Manufaktursonnenbrille. Immer mehr Labels machen es vor: Sie fertigen Brillen mit so gutem Design, dass alles andere unwichtig ist. Das Modell der dänischen Marke Lindberg ist dafür ein gutes Beispiel. Ihr Rahmen ist ohnehin aus zu dünnem Metall, übrigens einer der echten großen Trends bei Sonnenbrillen in diesem Sommer.
In Berlin hat man es früh verstanden
Der nicht zu beschriftende schmale Metallrahmen - er könnte symptomatisch sein für die coolen namenlosen Brillen von heute. Oliver Peoples, obwohl Teil der Luxottica-Gruppe, die im Auftrag der großen Modehäuser Sonnenbrillen fertigt und mit deren Signatur versieht, hat als einer der ersten damit angefangen, ausgerechnet in den achtziger Jahren, als der Welt der große Boom der Logo-Sonnenbrillen noch bevorstand.
Wer noch vor 15 Jahren mit einer Oliver-Peoples-Sonnenbrille aus dem Haus ging, konnte sich darauf gefasst machen, etliche Blicke rechts und links auf die eigenen Wangenknochen zu lenken. Wo war nur das Label geblieben? Besonders in Berlin hat man es früh verstanden, die neue Brillenkultur zu pflegen. Zu den erfolgreichsten Design-Betrieben der Yun könnte bald aufholen, nicht zuletzt mit Modellen wie diesem monochromen Gestell. Ace & Tate aus den Niederlanden und Viu aus der Schweiz sind den neuen Institutionen der getönten Gläser auch auf den Fersen. Ihr Logo setzen diese beiden trotzdem auf den Rahmen, allerdings auf die Innenseite.
Wer sich also fragt, woher das Gegenüber die tolle Brille hat und knapp über den Wangenknochen nichts findet, schaut der Zielperson am besten durch die Gläser schräg am Auge vorbei. Irgendwo wird sich da jemand auf der Brille ohne Namen nämlich doch noch verewigt haben.