Modelleben : Christy Turlington sitzt alles aus
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Christy Turlington, eine „Versicherung“ für Designer. Bild: PR
Es ist ein Comeback-Jahr für Christy Turlington. Für Calvin Klein darf sie, nach sechs Jahren, wieder die Underwear-Linie präsentieren. Auch junge Designer setzen auf Models mit Lebenserfahrung.
Es passt gut zu ihrer eindrucksvollen Karriere, dass Christy Turlington 1988 mit einer Kampagne für den Duft „Eternity“ berühmt wurde. Seitdem ist ein Vierteljahrhundert vergangen, eine Ewigkeit für ein Modelleben, aber die Vierundvierzigjährige sieht nicht nach 44 Jahren aus. Yoga, Fitness, Photoshop: All diese Programme tun ihr gut.
Und wieder ist es ein Comeback-Jahr für sie, und zwar ein lukratives: Ihr Vertrag mit dem Kosmetikhersteller Maybelline, der ihr schon 1992 knapp eine Million Dollar für zwölf Tage Arbeit einbrachte, wurde verlängert. Sie wirbt für ein Parfum von Donna Karan und für den Schmuck von Roberto Coin. Auch Prada buchte sie für die Herbst-Winter-Kampagne, fotografiert von Steven Meisel, mit dem sie schon um die Häuser zog, als sie erst 16 Jahre alt war und neu in New York. Er führte sie ins Nachtleben ein und baute nebenbei ihre Karriere mit auf.
Schöne Untertreibungen
Never change a winning team: Für Calvin Klein darf sie, nach sechs Jahren Unterbrechung, nun wieder die Underwear-Linie präsentieren. Auf den Fotos sieht sie so verführerisch aus wie in dem Werbespot von 1996, als sie halbnackt „Calvin Klein or nothing at all“ in die Kamera hauchte. Die Werbefotos wurden damals reihenweise gestohlen; eines fand sie später wieder, an der Badezimmertür ihres heutigen Manns. Da habe sie ihm erst mal klar gemacht, erzählte sie „Harper’s Bazaar“, dass sie keine Trophäe sei, sondern ein Mädchen wie alle anderen. Auf schöne Untertreibungen versteht sie sich also auch.
Schon 1992 wusste sie, dass die Supermodels den Modehäusern „tonnenweise“ Geld einbringen. Sie sei, sagte sie damals auch, eine „Versicherung“ für Designer: „Wer mich bucht, weiß, dass nichts schiefgehen wird.“ Da auf die Supermodel-Ära der Achtziger und Neunziger keine auch nur annähernd so glorreiche Zeit folgte, ist es also nur logisch, wenn es heute heißt: Christy Turlington or nothing at all. Die Supermodels von damals sind eben feste Größen im Gedächtnis. Noch heute nennt man Naomi, Claudia und Linda nur mit Vornamen, als wären es Freundinnen. Wenn Christy nun wieder für Calvin Klein wirbt, dann erinnert sich die kaufkräftige Kundin über 40 an ihre eigene Jugend und greift umso beherzter zu.
Models mit Lebenserfahrung und Glanz
Und jüngere Designer wie Jason Wu, nur 29 Jährchen alt, kaufen sich Historie. „Die Modewelt“, sagt er, „setzt auf Models, die Lebenserfahrung haben und Glanz versprühen.“ Er sei „sehr erfreut“ gewesen, als Christy ihm für seine Herbst-Winter-Kampagne zugesagt habe, er verehre sie schon seit seiner Kindheit. Also ließ er sich gemeinsam mit ihr fotografieren, als eine Art Upper-East- Side-Pärchen an einem Tisch voller Köstlichkeiten, die sie natürlich nicht anrühren. Die antike Skulptur ist die ikonographische Antwort auf die Frage nach der Zukunft. Denn außer Christy sind ja auch die anderen Supermodels wieder da: Carla Bruni, Naomi Campbell, Linda Evangelista, Eva Herzigova, Kate Moss, Stephanie Seymour.
Christy ist unter ihnen die einzige Akademikerin, mit einem Master in Religionswissenschaften und fernöstlicher Philosophie. Als Model arbeitet sie nur noch dann, wenn sie Lust hat oder wenn es um gute Zwecke geht. Lieber verbringt sie ihre Zeit mit ihren zwei Kindern und ihrem Mann Ed Burns. Vor drei Jahren gründete sie ihre eigene Stiftung, „Every Mother Counts“, mit der sie sich für die medizinische Versorgung werdender Mütter in ärmeren Ländern einsetzt. Das Modeln ist für sie also nur noch ein Mittel zum Zweck. Wie schön!