Über die Trendjacke : Blazer sind für alle da
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Die Schauspielerin Cate Blanchett ist dafür bekannt, stets Blazer zu tragen. Bild: dpa
Schon 1870 wurde er getragen, Christian Dior erfand ihn zwischenzeitlich neu – der Blazer. Heute gefällt er wieder, denn egal, ob Mann oder Frau, jung oder alt: Diese Art der Jacke steht allen.
Wie nennt sich das Kleidungsstück für Männer, das in diesem Artikel gleich sieben Mal zu sehen ist? Jackett? Klingt nach New Economy, nach dunkelblauen Jeans zu dunkelblauen Jacken, am besten noch mit Poloshirt oder rosafarbenem Hemd darunter. Oder Sakko? Ein Begriff, der noch stärker veraltet ist. Schon der Klang von Sakko erinnert an eine Männergesellschaft an all den Orten, an denen Entscheidungen getroffen werden. Diese Zeiten wollen wir doch längst überwunden haben.
Kann man es wagen, diese Überwürfe, die hier in unserem neuen F.A.Z.-Tower für die Fotos bereithängen, einfach Blazer zu nennen? Gehörte der Blazer nicht den Frauen? Schon, aber Geschlechterstereotype verschwinden langsam.
Klares Signal, klare Aufregung
Kaum etwas definiert uns stärker als Mann oder als Frau als unser Look, und kaum etwas kann deshalb auch mit herkömmlichen Denkmustern einfacher brechen als unser Look. Neu ist das Thema nicht, nur sind wesentlich mehr Beispiele für Frauen in Männerkleidern bekannt als für Männer in Frauenkleidern. Um 1870 trug die Schauspielerin Sarah Bernhardt in Paris maßgeschneiderte Anzüge – gegen das in Frankreich geltende Gesetz, das es Frauen untersagte, Hosen zu tragen. Das Signal war klar, die Aufregung auch.
Marlene Dietrich trug 1930 zum Debüt in Hollywood Tuxedo, Schleife und Zylinder. Das war allerdings Kostümierung für ihren Film „Marokko“, und modebewusste Frauen hatten damals schon Hosen. Yves Saint Laurent lancierte 1966 dann Le Smoking. Seitdem brauchten Frauen Krawatten und oversized-boyfriend-borrowed-Hemden, um noch männlich konnotierte Mode zu tragen. Der Blazer gehörte fortan ihnen.
Kommt jetzt die „girlfriend fashion“ für Männer? Harry Styles ist schon deshalb die Ikone dieses Jahrzehnts, vielleicht sogar dieses Jahrhunderts, mit seinen Broschen, Handtaschen, Ketten und – engen Blazern. Die Blazer, nennen wir sie jetzt einfach so, weil Sakko und Jackett als Modebegriffe entfallen – in diesem Artikel sitzen auch auf breiten Schultern.
Da passt es, dass sie nicht mehr allein aus dem herkömmlichen Anzugstoff gefertigt sind, sondern aus Kaschmir von Loro Piana und Brunello Cucinelli. Aus Wolle von Boss und Cord von Mey & Edlich. Und anstelle von Langeweile-Nachtblau sind diese Blazer jetzt häufig mit dekorativem Glencheck-Muster versehen, zum Beispiel von Brioni, von Dior Men und in der lockeren Version von Closed, die beinahe schon eine Frühjahrsjacke ist.