Alexa: Als es 2010 unter dem Stichwort noch keine Digital-Assistenten gab, lancierte Mulberry zusammen mit Alexa Chung eine Tasche namens Alexa. Bild: WireImage
Hoffnung an zwei Henkeln : Wenn wir wieder Handtaschen tragen, ist vieles besser
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Auch Handtaschen haben Corona-Pause, sie sind aus dem öffentlichen Raum verschwunden. Wie sieht die Tasche von 2021 aus? Die Kolumne Modeerscheinung.
Im Victoria & Albert Museum in London stehen in diesen Tagen anlässlich der Ausstellung „Bags: Inside Out“ sehr viele berühmte Handtaschen. Weil das Museum aber wegen der Pandemie seit Wochen geschlossen ist, kann diese offenbar schon museumsreifen Objekte gerade niemand sehen. Die Baguette-Bag von Fendi aus dem Jahr 2000 zum Beispiel. Oder das Fabergé-Ei als Abendtasche von Judith Leiber von 1983. Oder Winston Churchills berühmte rote Despatch-Box, die das Haus John Peck & Son um 1921 gefertigt hat.
Die Ausstellung ist ein schönes Sinnbild für den aktuellen Stand der Handtasche. Nicht nur die museumswürdigen Modelle lassen sich aktuell nicht betrachten; viele andere Handtaschen sind ebenso aus dem öffentlichen Raum verschwunden. Die Alltagsbeutel bleiben an Garderobenhaken hängen, die feineren Exemplare vielleicht in Schonbeuteln in Kleiderschränken. Wer braucht schon eine Handtasche zum Spaziergang, wenn er ohnehin einen warmen Mantel mit tiefen Taschen tragen muss, in denen Schlüssel, Handy, Kleingeld und Maske locker Platz finden? Und wer braucht eine besonders schöne Handtasche mit berühmtem Logo oder kunstvoller Stickerei, also ein Statussymbol, wenn das niemand sehen wird, weil man niemanden treffen kann?
Auch die Handtasche hat Corona-Pause. Natürlich gibt es angesichts überlasteter Intensivstationen und geschlossener Schulen Schlimmeres. Man kann diese Anti-It-Bag-Ära vielmehr schönreden: Wenn wir wieder Handtaschen tragen – teure, gebrauchte, neue, Erbstücke –, dann wird vieles viel besser sein. Hoffnung an zwei Henkeln.
Taschen wie im goldenen Zeitalter der It-Bag
So gesehen, auch kein Wunder, dass einige Modemarken seit einer Weile versuchen, an das goldene Zeitalter der It-Bag anzuknüpfen, damals in den nuller Jahren. Kate Moss trug 2004 die Paddington-Bag von Chloé mit schwerem Vorhängeschloss durch die Gegend; das französische Haus lancierte das Modell vor zwei Jahren zum zweiten Mal. Marni legt seine Balloon-Bag von 2007 jetzt neu auf, und Mulberry versucht den Neustart der Alexa-Bag von 2010. Die trug nicht nur die Namensgeberin Alexa Chung, sondern kurz darauf auch Florence Welch, Olivia Palermo, Claudia Schiffer.
Sehr erfolgreiches Modell, könnte man sagen, damals – aber eines, das heute sehr unzeitgemäß ist, da es schon an Ausflügen mangelt, die man mit so einem geräumigen Anhängsel unternehmen kann. Die Tasche von 2021 sieht vielleicht eher so aus, wie Philipp Bree sie für sein Label PB 0110 zusammen mit Ayzit Bostan entworfen hat: ein kleiner Umschlag aus Leder zum Umhängen, mehr Portemonnaie als Handtasche.