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Vladimir Karaleev: Charakter-Kunst
Die Models im „Palais Podewil“ recken und strecken sich und bleiben dennoch wie festgefroren auf dem Holzboden stehen, der zu DDR-Zeiten das Parkett des „Hauses der jungen Talente“ war. 21 Jahre später zeigt sich hier mit Vladimir Karaleev wieder ein junges Talent. Die Säume seiner Kleider sind offen, die Nähte laufen asymmetrisch und verhüllen den Körper in interessanten Drapierungen, ohne dabei prätentiös zu wirken. Überhaupt ist es gar kein Problem, dass die Kollektion erst am Vormittag in Berlin eingetroffen ist und noch sympathisch ungebügelt aussieht. Sie soll so sein. Der Effekt ist Teil des Geheimnisses des Designers. Die auf dem Boden schleifenden Maxikleider, die weiten T-Shirts und Shorts mit Gummizügen kommen so einmal mehr wie intuitiv übergezogen daher. Und das wiederum attestiert Selbstsicherheit und unterstreicht den eigenen Charakter. Schwarz sei für ihn erst einmal vorbei; in seiner neuen Kollektion verarbeitet Karaleev Elefantengrau, Backstein und Puderrosa, die, wie er sagt, einen gewissen „Art-Charakter“ hätten. Klingt wie Vintage? Ja, aber das Wort verwende er nicht. Karaleev ist eben auch ein Charakter. (jwi.)