Ein letzter Ausflug zu „McDo“
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Karl Lagerfeld im Oktober 2018 bei einer Chanel-Show im Pariser Grand Palais Bild: Helmut Fricke
Er war sein Leibwächter und engster Vertrauter: Sébastien Jondeau schildert in seinem Buch mit offenen Worten sein Leben in Diensten von Karl Lagerfeld, der vor zwei Jahren gestorben ist.
Was für eine Szene! Karl Lagerfeld hatte nur noch wenige Tage zu leben. Mit seinem Fahrer Sébastien Jondeau kam er im Februar 2019 zurück von der Strahlentherapie in der Clinique Hartmann in Neuilly, mit der sein Prostatakrebs behandelt wurde. Da überkam den Modemacher, der seit fast zwei Jahrzehnten streng auf Diät lebte, die Lust auf Hamburger. Also steuerte Jondeau den Rolls-Royce Phantom VIII in die Rue de Rivoli, zu McDonald’s. Er stellte den Wagen um die Ecke an der Rue de l’Échelle in zweiter Reihe ab, ließ Lagerfeld im Auto mit dem getönten Sicherheitsglas warten und stellte sich im „McDo“ an. Kaum war er zurück, stürzte sich Lagerfeld mit einem solchen Appetit auf seine beiden Cheeseburger, dass er sie schon verzehrt hatte, als sie nach nur wenigen Minuten Fahrt an seiner Wohnung am Quai Voltaire ankamen.

Verantwortlicher Redakteur für das Ressort „Deutschland und die Welt“ und das Frankfurter Allgemeine Magazin.
Natürlich: Auch das ist eine Episode, die Klatschbedürfnisse befriedigt und durchs Schlüsselloch auf einen Prominenten blickt. Aber Sébastien Jondeau, der die Szene in seinem gerade bei Flammarion erschienenen Buch „Ça va, cher Karl?“ schildert, will eben keine weiteren Mythen um den Modeschöpfer aufbauen, der vor zwei Jahren, am 19. Februar 2019, gestorben ist. Der Leibwächter, der zum Vertrauten wurde, blickt persönlich zurück; der Titel des Buchs entspricht der SMS, die er jeden Morgen um neun Uhr an Lagerfeld schickte. Jondeau stellt ihn als Mensch in all seinen Widersprüchen dar – mit einer Ehrlichkeit, die seinem Freund und Förderer gefallen hätte, denn auch er liebte das offene Wort.
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