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Kundin der Schneiderkunst : „Die Couture ist allem anderen voraus“

Im Christophe-Josse-Couturekleid: Patricia Rossignol bei einem Charity-Event in Florida Bild: Helmut Fricke

Patricia Rossignol ist eine der besten Kundinnen der hohen Schneiderkunst. Wir sprachen mit ihr über teure Kleider, die Geduld ihres Mannes und Anproben in aller Welt.

          6 Min.

          Frau Rossignol, die Couture-Woche ist schon ein paar Tage alt, wie geht’s Ihnen hier in Paris?

          Alfons Kaiser
          Verantwortlicher Redakteur für das Ressort „Deutschland und die Welt“ und das Frankfurter Allgemeine Magazin.

          Gut. Fast jedes Mal, wenn ich hier im Hotel Bristol in den Aufzug steige, sehe ich Julianne Moore. Gestern sind wir schon wieder zusammengestoßen. „Das gibt’s doch nicht, Patricia“, rief sie. Und ihrer Freundin stellte sie mich mit den Worten vor: „Das ist meine Freundin, mit der ich immer zusammenstoße.“

          Sie sind eine der treuesten Kundinnen der Couture. Wann begann Ihre Leidenschaft?

          Das war kurz vor der Hochzeit mit meinem Mann im Jahr 2000. Meine erste Schau war Givenchy, damals noch mit dem Designer Julien Macdonald.

          Hat Ihre Mode-Begeisterung also etwas mit Ihrem Mann zu tun?

          Ja, mein Mann ist Franzose und ein Kenner der Couture, weil seine Mutter Kundin war. Wenn man als Amerikanerin in eine solche Familie einheiratet, dann gerät man in eine andere Welt. Zum Beispiel machte Jacques Fath meiner Schwiegermutter ihre Kleider und kam auch regelmäßig zum Dinner.

          So sind Sie also abhängig geworden?

          Das ist das falsche Wort. Ich liebe Mode, schon immer. Meine Großmutter, eine Schwedin, war Schneiderin bei der berühmten Familie Colby in Maine. Wir hatten immer die tollsten Anziehsachen. Meine Großmutter und meine Mutter schneiderten für mich, und ich schneiderte für meine Puppen. In meiner Kindheit war alles handgenäht. Meine Mutter ist oft nach New York gefahren, um im Garment District Stoffe oder Knöpfe zu kaufen. Dann hat sie mir nach dem Schnittmuster aus Zeitschriften Kleider genäht. Auch aus dem einfachen Grund, weil nach dem Krieg Armut herrschte. Und früher lehrten eben noch die Mütter die Töchter, wie man Kleider näht. Für mich ist das hier in Paris also alles ganz normal, es heißt eben nur Haute Couture.

          Sie können also noch nähen?

          Natürlich. Ich mache das gerne. Außerdem habe ich Mode studiert. Deshalb kann ich Kreativität wertschätzen. Ich habe meinen Blick geschult. Was sind das für Materialien? Gibt es neue Verarbeitungstechniken? Neue Drapierungen? Nicht jedes Modehaus macht sich darüber allzu viele Gedanken.

          Sie mögen es dramatisch. Lassen Sie mich raten: Christian Lacroix und John Galliano sind Ihre Lieblingsdesigner?

          Ich liebe sie beide. Bei Lacroix war ich eine der wichtigsten Kundinnen. Schade, dass er aufgehört hat. Aber ich bin auch sehr Chanel.

          Was heißt das, eine Kundin zu sein?

          Ich begann, wie gesagt, mit Givenchy, und mein Mann war wirklich nett zu mir. Er hatte dort ein Kleid für mich ausgewählt. Ich wollte aber ein anderes. Also kaufte er mir beide. So ist er.

          Ihr Mann begleitet sie im Januar und im Juli zu den Couture-Schauen nach Paris?

          Ja, und es ist schmerzhaft für ihn.

          Weil er so viel Geld ausgeben muss?

          Nein. Weil früher zu den Präsentationen nur wenige Gäste in den Salon kamen, und alle waren sie elegant gekleidet. Heute kommen Neureiche, die keinen Begriff von Stil und Klasse haben. Das mag er nicht.

          Ihnen macht es nichts aus?

          Mir ist das egal, ich bin sehr sozial, ich mag das. Meine Mutter war auch schon sehr kontaktfreudig, und mein Vater musste als New Yorker Banker immer mit vielen Menschen umgehen. Außerdem: Die Marken behandeln mich gut, denn sie brauchen die Kundinnen.

          Wie muss man sich das vorstellen? Sie sitzen in der ersten Reihe und notieren sich: Ich will die Nummer zwei und die Nummer zehn haben?

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