Hublot-Chef Biver : Alles hat seine Zeit
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Spielzeug für Erwachsene: Die Hublot am Handgelenk ist für Jean-Claude Biver eine Art Fortsetzung von Träumen aus seiner Kindheit. Bild: Daniel Pilar
Jean-Claude Biver ist die schillerndste Figur der Uhrenszene. Hublot ist die dritte Marke, die er aufpoliert hat. Auf Zeit-Reise mit dem Mann, der die teuersten Uhren verkauft und Geld als Statussymbol ablehnt.
Wenige Minuten zuvor saß Jean-Claude Biver noch entspannt in einer Lounge, checkte Mails auf seinem Mobiltelefon und plauderte mit einem alten Freund. Jetzt steht er vor 600 Zuhörern auf einer Bühne der Tourismusmesse Berlin (ITB) und redet sich in Rage.
Eingeladen wurde er, um darüber zu sprechen, wie man eine Luxusmarke führt. An seinem Arm trägt der 65 Jahre alte Manager eine 200.000 Euro teure schwarze Uhr, der man ihren Wert auf den ersten Blick gar nicht ansieht. Es ist ein Zeitmesser der Schweizer Manufaktur Hublot, deren ehemaliger Vorstandsvorsitzender er ist und der er nun seit zwei Jahren als Präsident vorsteht.
Jean-Claude Biver kennt sich also aus, wie man Dinge an den Mann bringt, die kein Mensch braucht. „Es ist nicht leicht, Erfolg zu erklären, sonst wäre jeder hier im Raum erfolgreich“, sagt Biver und befindet sich noch im ersten Gang seines Vortrags, der nicht so wird, wie es die Zuhörer aus ihren Business Schools gewöhnt sind. Sie gucken etwas irritiert auf den selbstbewussten Mann, dessen Abbild auf zwei riesigen Leinwänden übertragen wird.
Drei mal polierte er eine angestaubte Marke auf
Biver trägt einen blauen Anzug mit kurzem Revers, dazu rahmengenähte braune Monk-Strap-Schuhe. Der große Mann mit dem weißen Haarkranz und dem kleinen Bauch ist eine Legende in der immer noch konservativen und von der Schweiz aus dominierten Uhrenszene. Blanc pain, Omega, Hublot: Gleich dreimal gelang es ihm, eine leicht angestaubte Uhrenmarke aufzupolieren.
Nun sollen die Anzugträger in der schmucklosen Halle des vielleicht hässlichsten Gebäudes der Welt, des ICC in Berlin, erfahren, was die Tourismusbranche in Sachen Luxus von der Uhrenbranche lernen kann, also von Jean-Claude Biver.
Er sei schlecht in der Schule gewesen, erzählt er gleich mal launig in fließendem Englisch mit leichtem französischen Akzent, und wie alle Angehörigen seiner Generation habe er Arbeit gehasst. „Ich war ein Hippie!“ In Lausanne studierte er Wirtschaft, ohne genau zu wissen warum. Die Vierer-WG hatte eine gemeinsame Kasse für das gemeinsame Leben.
Seine erste Lektion habe er von den Beatles und den Rolling Stones gelernt. Er liebte die Musik wie Millionen andere Jugendliche auch, fragte sich aber immer, warum John Lennon, Mick Jagger und die anderen Musiker so alberne Frisuren haben müssten.
„Weil sie damit einzigartig waren“, sagt Biver. „Man muss anders, einzigartig und der erste sein, um Erfolg zu haben.“ Wenn all das zusammenkomme, könne man als Unternehmer nicht verlieren.
Die Erzählung aus dem Leben des JCB ist zu einem unorthodoxen Motivationsseminar geworden. Biver lässt die Zeit schneller vergehen. Seine Erfolgsgeschichte scheint ihn selbst zu berühren, oder er zieht eine Show ab, die er immer wieder durch seine zahllosen Vorträge geübt hat.
Er bleibt nicht stehen, läuft ständig vor und zurück, bewegt sich fast tänzelnd über die Bühne, gestikuliert theatralisch, lacht, und seine Stimme wird immer lauter - bis ihn die Bronchitis außer Atem und zum Husten bringt.
Wie ein Rockstar
Er haut mehr Weisheiten raus als jedes Management-Lehrbuch, alle bewiesen durch Lebenserfahrung. „Nur durch Fehler kann man lernen.“ - „Allein ist man schwach, das ist die Tragödie der Diktatoren.“ - „Im Team zu arbeiten ist das Beste.“