Kostümverleih für Hollywood : Wo Brad Pitt seine Rüstung bekam
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Mehr als elf Millionen Kostüme, Schuhe und Accessoires umfasst der Fundus des Kostümverleihs – die genaue Zahl kennt jedoch niemand. Bild: AFP
Sie statteten Brad Pitt für „Troja“ aus, genau wie die Schauspieler von „The Crown“ – und den „Tatort“: Das spanische Unternehmen Peris ist der größte Kleiderschrank der Filmindustrie.
Wer nach Troja will, muss kurz vor der Kleinstadt Algete im Kreisverkehr links abbiegen. Der Winterwind aus den schneebedeckten Bergen der Sierra fegt durch die Straßen des gesichtslosen Gewerbegebiets. Es geht an einem chinesischen Supermarkt und zahllosen Autowerkstätten vorbei. Startende Flugzeuge vom Madrider Flughafen dröhnen über den grauen Zweckbauten, auf denen auf einmal überall der Name „Peris“ steht.
Die Stahltür von Halle 13 öffnet sich, die Zeitreise beginnt. Es geht mehr als 3000 Jahre zurück – mitten ins Arsenal des Heerlagers des trojanischen Kriegs: Auf den Regalen sind ordentlich die Helme aufgereiht, an den endlosen Kleiderstangen hängen kunstvoll aus Leder gefertigte Rüstungen und Kostüme. Von den Dreharbeiten des Historienfilms sind sie wieder an den Rand der spanischen Hauptstadt zurückgekehrt und warten auf ihren nächsten Kriegseinsatz. Neben Griechenland liegt gleich Rom, während ein paar Hallen weiter schon das Mittelalter wartet, mit Kettenhemden und Tuniken der Kreuzritter. Alles ist genau chronologisch geordnet und startet in der Gegenwart.
Mehr als elf Millionen Kostüme, Schuhe und Accessoires
Im Gewerbegebiet von Algete steht der größte Kleiderschrank der globalen Filmindustrie, der aus allen Nähten platzt. Gerade wurden Halle 23 und 24 dazu gemietet. Nach eigenen Angaben ist Peris der größte Kostümverleih auf der Welt. Wie viele Kostüme, Schuhe und Accessoires dort lagern, kann bei „Peris Costumes“ niemand genau sagen. „Es sind wohl schon mehr als elf Millionen. Sicher ist, dass es jeden Tag mehr werden“, sagt die Kommunikationsdirektorin Myriam Wais, die sich mit einer Kollegin auch um die Schmuckabteilung kümmert. Gerade sind mehr als 60 Schachteln einer Sammlung aus Ungarn eingetroffen. Dabei ist die Kollektion schon gut sortiert. Aus ihr stammt die Tiara von Sisi aus der Serie, die im Dezember bei RTL zu sehen war. Zu den mehr als 20.000 Stücken gehören die Krone von Ludwig II. aus dem gleichnamigen Film von Luchino Visconti und ein Teil des Schmucks, den Elizabeth Taylor als Cleopatra trug.
Die riesigen Vitrinen und Glasschränke erinnern an ein Museum. Aber die Stücke sind nicht alt und nur Kopien. Der Vorrat reicht, um auch ein Heer von Komparsen mit Uhren, Ringen und anderem Schmuck zu versehen. Die Accessoires sind nach der Pandemie wieder viel auf Reisen, nachdem Corona die Dreharbeiten überall gebremst hatte – aber nur für kurze Zeit. Die Lockdowns ließen die Nachfrage nach den Serien der Streamingplattformen bald regelrecht explodieren. „Mehr als tausend Produktionen auf der ganzen Welt waren es im vergangenen Jahr. Achtzig Prozent im Ausland“, sagt Myriam Wais, während draußen gerade ein Container beladen wird.
Alles kehrt zurück, nichts wird weggeworfen. Erst geht es in die eigene Reinigung, dann wird geflickt und alles aufgeräumt. Nur mit digitalen Barcodes wie im Kaufhaus lässt sich noch der Überblick behalten. Kostümbildner und Ausstatter kommen gern selbst vorbei, um sich an den kilometerlangen Kleiderstangen anregen zu lassen. Bis zu drei Stockwerke sind sie hoch.