Esther Perbandt im Interview : „Die Show war die beste Entscheidung meines Lebens“
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Esther Perbandt zusammen mit dem Designer Michael Sontag auf dem F.A.Z.-Magazin-Empfang. Bild: Daniel Pilar
Esther Perbandt war auch vor „Making The Cut“ schon eine angesehene Designerin – durch die Amazon-Serie ist sie nun international bekannt. Im Interview berichtet sie von der Show und wie sie die Arbeit mit Heidi Klum erlebt hat.
Frau Perbandt, Sie haben gerade die Sendung „Making the Cut“ als Zweite beendet. Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie als Kandidatin mitgemacht haben?
Es gab wohl öffentliche Aufrufe, dass man sich dafür bewerben kann, allerdings habe ich das nicht mitbekommen, denn nach so etwas hätte ich gar nicht gesucht. Aber ich habe im Januar vergangenen Jahres eine E-Mail von einer Casting-Agentur in Los Angeles bekommen, die mich irgendwie gefunden hatten und meine Sachen toll fanden. Die fragten mich, ob ich nicht am Casting teilnehmen wolle, weil sie für die Sendung vor allem etabliertere Designer mit einer eigenen Handschrift suchten.
Und was war Ihre Reaktion?
Der erste Gedanke war: auf gar keinen Fall. Ich fand die Vorstellung vollkommen absurd. Aber auch irgendwie interessant. Gott sei Dank habe ich nicht sofort geantwortet, sondern ein paar Nächte darüber geschlafen. Je mehr ich die Sache gedanklich durchgespielt habe, desto mehr habe ich mich gefragt, was ich eigentlich zu verlieren habe. Später wurde mir klar, dass ich natürlich sehr viel zu verlieren habe. Doch die weltweite Aufmerksamkeit, die so eine Show bringen kann, war schon reizvoll. Gerade die Internationalität von „Making the Cut“ war mir wichtig. Bei einem deutschen Format hätte ich sicher nicht mitgemacht. Trotzdem war es eine Achterbahnfahrt der Gefühle und ich habe mich während des Castingprozesses mehr als einmal gefragt, ob ich gerade den größten Fehler meines Lebens mache.
Wovor hatten Sie denn am meisten Bedenken: vor dem Wettbewerb an sich? Oder vor der Kooperation mit Amazon?
Das waren viele Dinge auf einmal. Sicherlich habe ich mich gefragt, ob ich diese Situation aushalten kann und überhaupt gut genug bin für so eine Competition. Schließlich habe ich mich hier so eingemummelt in meiner Komfortzone, in meinem Atelier in Berlin, wo eigentlich nichts Negatives an mich herankommt. Wer meine Mode doof findet, kommt nicht. Aber das war’s, Feedback kommt nur von denen, die es toll finden. Doch genau diese Herausforderung wollte ich nun eben annehmen. Darüber hinaus hatte ich allerdings auch die Sorge, dass manche Kunden vielleicht enttäuscht sind, wenn ich bei einem so kommerziellen Format dabei bin. Und Amazon ist natürlich ein Gigant, über den manche sagen, dass er eventuell auch einiges kaputt macht, zum Beispiel kleinere Designer.
Was ließ Sie umdenken?
Das, was ich mache, ist durch und durch mein Baby – und ich will das noch machen, wenn ich 80 bin und mit meinem schönen Krückstock mit goldenem Griff in meinen Laden zuckele. Aber mir ist in den letzten Jahren eben auch klar geworden, dass ich zusehen muss, dass der Zug nicht abfährt. Der Markt verändert sich extrem, und man muss aufpassen, dass man sich mitentwickelt. Deswegen habe ich „Making the Cut“ auch als eine Art Forschungsreise à la Alexander von Humboldt gesehen, wo ich mit meinem kleinen Rucksack losziehe und diese digitale Welt erforsche. Ich wollte mir alles Wichtige rausziehen und in meine Sprache, für meine Firma übersetzen. Warum sollte man dafür nicht zum Größten gehen, den es in diesem Bereich gibt? Zumal ich für so ein Abenteuer gut aufgestellt war.
Wie meinen Sie das?