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Schuhmacher Gianvito Rossi : Wer die Frauen glücklich macht

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„Ich kann gar nicht sagen, wann ich mit dem Schuhdesign angefangen habe, weil ich es schon immer gemacht habe“, sagt Rossi. Schuhe zu konstruieren war für ihn der natürlichste und einfachste Schritt. Aber er brauchte ein bisschen, bis er selbst loslaufen konnte. Im Jahr 1999 verkaufte Sergio Rossi seine Firma zu 70 Prozent an den Konzern PPR (heute Kering), im Jahr 2005 die restlichen 30 Prozent. Sergio, damals 70 Jahre alt, hatte also seine Ruhe.

250.000 Paar im Jahr

Bei seinem Sohn dagegen wuchs die Unruhe. „Kaum hatte er alles verkauft, habe ich das Geschäft vermisst“, sagt Gianvito Rossi. „Da habe ich gemerkt: Ich kann nicht ohne.“ Also begann er im Jahr 2006 mit seiner eigenen Marke, im Heimatort, wegen der Fertigungstradition und der vielen Zulieferer in der Gegend. Im ersten Jahr verkaufte Rossi 10.000 Paar Schuhe. Nun sind es, bei schon 140 Mitarbeitern und einem weiterhin rasanten Wachstum, 250.000 Paar im Jahr. Und wie das in Italien so ist, redet auch der nunmehr 80 Jahre alte Vater noch rein, und die Kinder reden mit – Sofia, die 18 Jahre alt ist und nach dem Abitur im kommenden Jahr vielleicht Mode studieren möchte, und Nicola, 22 Jahre alt, der nach seinem Business-Studium nun bald in die Firma einsteigt.

Seine Schuhe verkauft Rossi in eigenen Läden in Mailand, Paris, Hongkong, London, Paris, New York und vom kommenden Jahr an auch in einer weiteren amerikanischen Stadt, wohl an der Westküste. „Aber der Online-Verkauf wird wichtiger“, sagt er. „Das macht schon mehr als 20 Prozent des Umsatzes aus.“

Es begann mit Justin O’Shea. Der Chefeinkäufer von Mytheresa, der dauernd nach neuen Marken sucht, dabei aber so manchen alten Marken in seinem Portfolio überraschend treu bleibt, entdeckte Rossi schon vor gut sechs Jahren. O’Shea hält aus dem Stegreif eine kleine Lobrede auf den italienischen Designer, der eine persönliche Atmosphäre schaffe, wegen seines Gespürs für Statik ein Architekturgenie sei und sich vollkommen seiner Leidenschaft hingebe: „Er will Frauen glücklich machen.“

Auf acht bis zwölf Zentimetern über Holzdielen

Bei diesen Worten wippt O’Sheas frisch gewachsener Bart vor Freude. Nicht, dass wieder das Gerücht aufkommt, seine Freundin Veronika Heilbrunner, Modefrau, Street-Style-Star und natürlich heute Abend ebenfalls anwesend, bestimme über seinen Bewuchs: Den Bart, der im Sommer ab war, hat er sich auf eigenen Wunsch wieder wachsen lassen; die Haare wiederum, die im Sommer noch drauf waren, hat er gegen ihren Willen abrasiert. So dokumentiert O’Shea mit seiner eigenen Erscheinung, dass die Mode volatil ist wie ein Härchen im Wind und dass Männer nicht allein dafür auf der Welt sind, Frauen glücklich zu machen.

Außer natürlich dieser Italiener mit den magischen Fähigkeiten. Veronika Heilbrunner, Iris Berben, Hannah Herzsprung – sie alle stöckeln auf acht oder zehn oder zwölf Zentimetern über die Holzdielen und fühlen sich sicher dabei. Lena Meyer-Landrut, die sich seit einem Jahr „intensiv“ mit Mode beschäftigt und im Chloé-Kleid krass gut aussieht, hat sich auf diesen Abend „wie bescheuert gefreut“. Auf den 10,5-Zentimeter-Absätzen von Rossi, so sagt sie, „kann ich easy-peasy fünf Stunden durchstehen“.

Später am Abend, als das Mosaik aus Wurzelgemüse, der Rehrücken an Pilzen, Romanesco, Polenta und Kastanien und schließlich auch noch der karamellisierte Kaiserschmarrn an roten Früchten und Vanilleeis vorbei ist, zeigt sie, dass sie im Gelben Salon zur Musik von DJ Mike Skinner sogar noch durchtanzen kann.

„Schau mal!“
„Schau mal!“ : Bild: Alfons Kaiser

Als ob all die deutschen Zeuginnen noch nicht genug wären, wurden aus London auch noch Model Daisy Lowe eingeflogen und Alexa Chung, das It-Girl schlechthin. Und yes, sie spielt ihre Rolle gut. Also: Was, liebe Alexa, ist denn so toll an Gianvitos Schuhen? Sie hebt, noch am Tisch sitzend, den Fuß, knallt den Schuh auf den Tisch und sagt: „Schau mal!“ Elisabeth und Gianvito, die gegenüber sitzen, erschrecken ein bisschen, aber Alexa fährt unbeirrt mit ihrer Analyse fort, dass diese Schuhe nämlich aspirational und wearable seien, also einen stilistischen Anspruch zeigen und trotzdem tragbar sind. Aber wie viele Stunden hält man es nun wirklich darauf aus? Zwei, drei? „Ach“, ruft sie, „so lange, wie man braucht! Bitte genau so aufschreiben!“ Ist hiermit geschehen.

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