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Ehemalige „Vogue“ Mode-Chefin : „Die Stars müssen dir vertrauen“

  • -Aktualisiert am

Lady Gaga? „Kooperativ und offen.“ Michelle Obama? „Freundlich, warm, schön.“ – Goodman über ihre Arbeit mit Prominenten. Bild: DANIEL ARNOLD/The New York Times

Tonne Goodman, ehemalige Mode-Chefin der amerikanischen „Vogue“, hat über zwei Jahrzehnte mit Frauen von Beyoncé bis Michelle Obama zusammengearbeitet. Ein Treffen.

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          Die Redaktion der amerikanischen „Vogue“ ist im 37. Stock des One World Trade Center in New York untergebracht. Tonne Goodman hat zwanzig Jahre lang für das Magazin als Mode-Chefin gearbeitet und in dieser Zeit über 150 Titelseiten verantwortet. Über die Arbeit mit Frauen wie Beyoncé, Lady Gaga und Michelle Obama zieht sie jetzt Bilanz, in einem gerade auf Englisch erschienenen Buch („Point of View: Four Decades of Defining Style“, Abrams & Chronicle Books) und in diesem Interview. Goodman, 66 Jahre alt, geschieden, zwei Kinder, arbeitet jetzt noch auf freier Basis, als „Contributing Editor“, für das Magazin. Sie trägt beim Treffen kein Make-up, ein dunkelblaues Oberteil und weiße Jeans, wie fast immer. Wenn ihr die aschblonden Haare beim Sprechen über die Schultern fallen, nimmt sie beide Hände und streicht sie nach hinten. 75 Minuten hat sie Zeit zum Reden, dann muss sie los, „Anna“ (Wintour) hat ein Meeting angesetzt.

          Frau Goodman, Ihr ganzes Leben beschäftigen Sie sich mit Schönheit, zuerst als Model, dann als Mode-Reporterin für die „New York Times“, als Vizepräsidentin für Werbung bei Calvin Klein, seit 1999 sind Sie bei der amerikanischen „Vogue“ tätig. Was bedeutet Schönheit für Sie?

          Schönheit hat eine oberflächliche Bedeutung, etwa, was zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Gesellschaft als schön betrachtet wird. Und es ist ein Wort mit viel Tiefe. Denn um etwas schön zu finden, muss es dich berühren.

          Was berührt Sie?

          Was für einen schön ist, hat viel mit dem zu tun, was man als Kind erlebt. Für mich war das, ins Museum of Modern Art mit meiner Mutter zu gehen und all die Kunstwerke zu sehen. Damals wusste ich nicht, dass ich sie später schön nennen würde, aber ich hatte eine emotionale Reaktion. Jackson Pollock ist vermutlich mein Lieblingskünstler.

          Von Ihrem ersten Gehalt als Model, da waren Sie noch Teenager, haben Sie aber einen Bildband über den Maler Gustav Klimt gekauft.

          Stimmt. Den habe ich immer noch und gerade noch mal binden lassen.

          Mit 13 haben Sie angefangen, sich für Mode zu interessieren. Sehr früh.

          Ich war ein New Yorker Mädchen, da fängt man früh an, sich für Mode zu begeistern. Vieles ist um einen herum erreichbar. Ich war viel bei Bloomingdale’s, ich las die „Mademoiselle“.

          Das war das erste Magazin, für das Sie als Model tätig waren. Auf den Fotos sehen Sie aus wie Twiggy: Sie hatten große Augen, lange Beine und waren sehr dünn. Wussten Sie damals, wie unglaublich Sie aussahen?

          Diese Fotos sind nicht mal bearbeitet worden. Heute retuschieren wir ja hier und da. Ich wusste nicht, wie schön ich aussah.

          Was braucht ein gutes Model?

          Selbstbewusstsein. Und Freigebigkeit. Ich wusste damals nicht, wie man das macht. Ich war ein verängstigtes Reh im Scheinwerferlicht.

          Der Fotograf David Bailey hat Sie mal aufgefordert, mehr „fuckable“ zu gucken, schreiben Sie im Buch.

          David Bailey ist einfach David Bailey. Das war aber nicht lüstern gemeint, ich trug Winterkleidung. Er wollte nur eine Reaktion von mir. Ich habe das Foto nie gesehen, das war auch mein letztes Fotoshooting. Danach bin ich auf die Kunsthochschule in Philadelphia gegangen.

          Die Sie nie beendet haben.

          Ich mochte Philadelphia nicht. Ich hatte einige traurige Erfahrungen dort. Zum Beispiel, dass mir mein Lehrer gesagt hat: „Du wirst nie eine Künstlerin, du hast zu guten Geschmack.“

          Damit hatte er eigentlich recht, oder?

          Ja. Meine Tochter ist Bildhauerin. Wenn man sieht, wie sie arbeitet, so kompromisslos, dann versteht man, was ich nie hatte. Ich habe immer nach Akzeptanz gesucht. Da kam der gute Geschmack ins Spiel.

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