Versteigerung in Genf : Donnersmarck-Diamanten zu haben
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Diese beiden Diamanten werden versteigert. Bild: TREZZIN/EPA-EFE/REX/Shutterstock
Die berühmten „Donnersmarck Diamonds“ durchliefen kürzlich eine Ausstellungstournee über Hongkong nach Taiwan und New York. Am Mittwoch sollen sie in Genf versteigert werden. Geboten wird auch für ihre Geschichte.
Diese herrlichen Edelsteine werden gemeinsam mit ihrer Historie verkauft, die den Stoff für Märchen und ganz große Oper hergibt. Denn ihre Geschichte machte sie in den Augen derer, die sie künftig ihr Eigentum nennen werden, umso begehrenswerter. Zumal sie in aristokratische Kreise führt, zu denen die vermögenden potentiellen Käufer in aller Regel nicht gehören. Deshalb haben die „Donnersmarck Diamonds“ eine Ausstellungstournee nach Hongkong, Taiwan und New York hinter sich, wenn sie am Mittwoch in der Genfer Juwelen-Auktion bei Sotheby's zum Aufruf kommen.

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Verkündet wird die „makellose aristokratische Provenienz“ der zwei gelben Diamanten. Diese Herkunft hat ihre Pointe indessen darin, dass sie der berühmtesten Kurtisane im Paris des Zweiten Kaiserreichs gehörten, genannt La Païva. Geboren wurde sie 1819 in einem Moskauer Getto, als Pauline Therese Lachmann, Tochter eines Webers. Mit 18 Jahren kam sie nach Paris, wo sie der so flamboyante wie reiche und mit Unternehmergeist ausgestattete Graf Guido Henckel von Donnersmarck im Oktober 1871 heiratete. Esther, wie sie sich nannte, war elf Jahre älter als der Gatte, und sie hatte da bereits eine Ehe mit einem Schneider hinter sich, eine jahrelange Beziehung mit einem Pianisten und eine zweite Heirat, die sie zur Marquise Blanca de Païva gemacht hat.
Es muss die große Liebe gewesen sein zwischen dem preußischen Adligen und der Kurtisane. Das Stadtpalais L'Hotel de La Païva an den Champs-Elysées, das es bis heute gibt, hatte sie, die längst eine Salongröße eigenen Rechts war, wohl selbst erworben. Er baute es für sie und ihre von den Geistesgrößen der Epoche besuchten Feste weiter aus. Dort verkehrten Gustave Flaubert, Émile Zola oder Eugène Delacroix. Auch der Kaiser, Napoleon III., soll dort erschienen sein.
La Païva mochte Juwelen, „diamonds are a girl's best friends“ war schon immer wahr. Und Guido schenkte ihr die „Donnersmarck Diamonds“ – einer mit Kissen-Schliff, 102.54 Karat schwer, der andere mit Birnen-Schliff, 82.47 Karat. Zunächst waren sie wohl vereint in einem furiosen Ohrgehänge. Auch nach dem Tod der Païva blieben sie im Besitz der Familie. Die Nachfahren trennten sich 2007 von den herrlichen Steinen. In einer Genfer Sotheby's-Auktion erzielten sie – mit der anonymen Provenienz „from a European princely family“ versehen und einzeln aufgerufen – vier Millionen und 5,7 Millionen Franken. Nun sind sie zurück im Millionenspiel, das so gern auf harte Diamanten setzt, die von der edlen Herkunft umschmeichelt werden. Dass sie als das Paar vereint sind, das einst La Païva zierte, ist eine charmante Idee. Die Erwartung liegt bei 8,8 bis 13,7 Millionen Franken, wobei globale Währungsschwankungen zu berücksichtigen sind.
Es sei noch erwähnt, dass es den „Donnersmarck Diamonds“ offenbar bisher erspart blieb, nach ihrem ersten Verkauf umgeschliffen zu werden. Da ist das Beispiel des Blauen-Wittelsbacher-Diamanten, der einst die bayerische Krone zierte: Durch diverse Hände gegangen, wurde er 2008 versteigert – und hernach von seinem Käufer stromlinienförmig zugerichtet. So verlor einer der aristokratischen Steine nicht nur seine Historie, sondern seine Aura, für immer. Dieses Schicksal möge den zwei herrlichen gelben Diamanten erspart bleiben, zeugen sie doch von der Liebe zu einer großen Frau.