Vor der WM : Wie der Ball rund wird
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Neu und einmalig beim „Telstar18“ ist der NFC-Chip, der in den Ball integriert ist. NFC steht für Near Field Communication und ermöglicht den drahtlosen Austausch von Daten über kurze Distanzen. Der Chip im „Telstar18“ kann Daten mit einem NFC-fähigen Gerät austauschen. Ein Logo auf dem Ball zeigt, wo sich der Chip befindet. Fast alle Android-Geräte sowie das iPhone 7 und alle Nachfolgermodelle sind NFC-fähig und ermöglichen es, sich mit anderen Fans zu vernetzen. Wenn das Smartphone mit dem NFC-Chip im Inneren des Fußballs verbunden ist, erhält man durch den Datenaustausch „exklusive Informationen“. Die Informationen im Chip werden regelmäßig aktualisiert. Allerdings ist der Chip passiv, er bietet keine Informationen über Fluggeschwindigkeiten oder die Zahl der Ballberührungen, auch lässt er sich nicht dazu nutzen, das Überschreiten der Torlinie zu melden. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Immerhin ist es möglich, den Ball zu lokalisieren, sollte er einmal neben dem Platz in den hohen Hecken verschwunden sein. Der Chip von der Größe eines Daumennagels wiegt weniger als ein Gramm, und er ist in allen Bällen für das Turnier verbaut, jedoch ohne Funktion.
Eingesetzt wird der „Telstar18“ aber nur in der Vorrunde. Sobald die K.o.-Spiele starten, müssen sich die Akteure zumindest optisch auf ein anderes Spielgerät einstellen. Technisch ändert sich natürlich nichts, nur das Design wechselt und mit ihm der Name. Um beides macht Adidas aber noch ein großes Geheimnis. Farbe als Design-Merkmal beim WM-Ball kennt man übrigens seit 1998 - mit dem „Tricolore“ gelang Frankreich der Titelgewinn bei der Heim-WM.
Die technischen Anforderungen an den Ball sind seit Jahren oder gar Jahrzehnten mehr oder weniger gleich geblieben. Der Umfang muss zwischen 68,5 und 69,5 Zentimeter betragen, das Gewicht darf nur zwischen 420 und 455 Gramm schwanken. Der „Telstar18“ wiegt 434 Gramm. Doch das alleine macht noch keinen offiziellen WM-Ball. Der Internationale Fußballverband (Fifa) verlangt unter anderem, dass nach 72 Stunden der ursprüngliche Druck nur um elf Prozent reduziert ist. Gespielt wird in der Regel mit 1,0 bis 1,2 bar. Der Ball muss, wird er aus zwei Meter Höhe fallen gelassen, mindestens 1,35 Meter bis höchstens 1,55 Meter hoch springen (der „Telstar18“ schafft 1,47 Meter) - und er darf dieses Rückprallvermögen bei Kälte und Hitze kaum verlieren. Bei fünf Grad Außentemperatur muss der Rückprall immer noch mindestens 1,25 Meter bis 1,37 Meter betragen. Die Form der idealen Kugel darf nur um maximal 1,5 Prozent verfehlt werden.
All das und noch viel mehr wird bei Adidas in der Zentrale in und um Herzogenaurach getestet. So wird das Prüfstück mit einer Schussmaschine auf Dauerhaltbarkeit untersucht – selbst nach 2500 Schüssen gegen eine Wand (mit 50 Kilometer pro Stunde) bleibt er nahezu unbeschädigt. Wobei 50 Kilometer pro Stunde Schussgeschwindigkeit vergleichsweise gering sind. Optimal und voll getroffen, wird der Ball in die Regionen der Autobahn-Richtgeschwindigkeit (Tempo 130) und darüber katapultiert. Als Ende der sechziger Jahre ein deutsches Boulevardblatt mittels Radarschranke die Schusskraft der damaligen Bundesligaspieler testete, kam Horst-Dieter Höttges von Werder Bremen auf 114 Kilometer pro Stunde, der Kölner Wolfgang John gar auf 130.