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Boykott gegen Terry Richardson : Der Weinstein-Skandal erreicht die Modebranche

  • Aktualisiert am

Terry Richardson (rechts) auf der Fashion Show in New York im September Bild: AFP

Plötzlich geht es ganz schnell: Der Skandal-Fotograf Terry Richardson darf nicht mehr für „Vogue“, „Glamour“ und andere Magazine des Verlags Condé Nast fotografieren. Jahrelang waren Vorwürfe von Frauen gegen ihn folgenlos geblieben.

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          Es war vergangenen Sonntag, als die „Sunday Times“ im Zuge des Skandals um Harvey Weinstein eine Frage stellte: Warum wird Terry Richardson, der „Harvey Weinstein der Modebranche“, in der Modeszene eigentlich immer noch gefeiert, obwohl ihm viele Frauen seit Jahren sexuellen Missbrauch vorwerfen? Die Antwort ließ dann plötzlich nicht mehr lange auf sich warten: Der Vize-Präsident des Condé Nast-Verlags, James Woolhouse, ordnete in einer internen E-Mail laut dem „Telegraph“ jetzt an, die Zusammenarbeit mit Terry Richardson sofort zu beenden: Alle Fotostrecken, die in Planung seien, müssten gekippt werden. „Alle Bilder, die bestellt wurden oder die noch nicht gedruckt sind, sollten zerstört und durch neues Material ersetzt werden.“

          Für den in New York lebenden amerikanischen Modefotografen ist das ein harter Schlag, denn in dem Verlag erscheinen unter anderem „Vogue“, „Vanity Fair“, „GQ“ und „Glamour“ – lukrative Auftraggeber für einen Fotografen also. An solchen hat es Richardson bisher nicht gemangelt: Er fotografierte schon Lady Gaga, Taylor Swift, Rihanna und drehte zum Beispiel das Video mit Miley Cyrus zu dem Lied „Wrecking Ball“, in dem sie sich nackt auf einer Abrissbirne räkelt. Auch sonst ist der 52 Jahre alte Amerikaner für seine provokanten – und teils hart pornographischen – Fotos und Videos bekannt.

          Da hat sie noch etwas an: Miley Cyrus im Video zu „Wrecking Ball“
          Da hat sie noch etwas an: Miley Cyrus im Video zu „Wrecking Ball“ : Bild: Picture-Alliance

          Das dänische Model Rie Rasmussen erhob im Jahr 2010 zum ersten Mal auf großer Bühne Vorwürfe gegen den Fotografen. Terry Richardson suche sich gezielt junge Mädchen und nutze seine Machtposition aus, um sie nackt zu fotografieren, sagte sie. „Ich kann nicht verstehen, warum noch irgendjemand mit ihm arbeitet.“ Im Laufe der folgenden Jahre wurden die Vorwürfe dann immer schwerwiegender: Models veröffentlichten anonym, aber auch unter ihrem richtigen Namen, Vorwürfe, die heute tatsächlich sehr an das Verhalten erinnern, das Weinstein vorgeworfen wird: Anna del Gaizo beschrieb 2014, wie sie von Richardsons Assistentin auf einer Party zu einem Fotoshooting eingeladen worden sei. Während des Shootings sei sie dann massiv von Richardson belästigt worden, danach habe ihn seine Assistentin immer wieder angerufen, um neue Treffen zu vereinbaren.

          Terry Richardson selbst hat all diese Vorwürfe immer zurückgewiesen. Wenn er Sex mit Models gehabt habe, sei das einvernehmlich gewesen, sagte er. Im „Guardian“ wurde eine Moderedakteurin mit den Worten zitiert: „In der Branche war es lange ein offenes Geheimnis, wie Terry Richardson arbeitete. Aber er hatte so eine Macht, dass es viele toleriert haben.“ Der Artikel erschien im Jahr 2010.

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