Nie wieder Opfer!
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Der Fotograf Tyler Mitchell hat Beyoncé für die Vogue fotografiert. Warum sein Werk politischer ist als jede kritische Biennalenkunst.
Im vergangenen Jahr hat der junge Fotograf Tyler Mitchell, geboren 1995, ein paar sehr schöne Aufnahmen von Beyoncé gemacht: Man sieht die Sängerin an einer dorischen Säule lehnen, als hätte sie die alten Gipsgötter mit einer lässigen Armbewegung vom Sockel gefegt, auf dem Kopf trägt sie einen extravagant gezackten Heiligenschein für Sonnenwesen, und auch die anderen Bilder zeigen sie rauschend und bunt. Mitchells Aufnahmen sind das genaue Gegenteil des immer gleichen maximal blutleeren Modemagazinminimalismus, auf dessen Covern extrablasse weiße Menschen in grauen Kitteln mit dünnen Ärmchen und halboffenen Mündern in die Kamera schauen wie Fische, die soeben feststellen mussten, dass man ihnen gerade das Wasser aus dem Aquarium abgelassen hat.
Eine von Mitchells geradezu explosiv leuchtenden Beyoncé-Aufnahmen wurde schließlich auf dem Cover der amerikanischen „Vogue“ gedruckt. Jemand schaute genau nach – und stellte fest, dass Mitchell der erste Afroamerikaner ist, der in der immerhin 126-jährigen Geschichte des Magazins ein Coverfoto machen durfte, was zu einer heftigen Debatte darüber führte, wer den Blick auf das, was als schön und begehrenswert angepriesen wird, eigentlich bestimmt und welche Rolle den Schwarzen in Amerika dabei zufällt.
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