„Die Mädels hier sind mir lieber“
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Etwas für jeden Geschmack: Sexpuppen im Dortmunder Bordoll. Bild: Edgar Schoepal
Das Geschäft mit Sexpuppen wächst. Die Kritik daran auch – spätestens, seit ein Unternehmen lebensechte Kinderpuppen herstellt. Doch was sind das für Männer, die Puppen echten Frauen vorziehen? Ein Bordellbesuch.
Ein Samstagmittag in Dortmund. Der Mann ist Mitte 40, hat eine Motorrad-Lederkombi an und trägt Elena auf den Armen – in einer Haltung, als sei er ein Bräutigam und wolle sie über die Schwelle tragen. Elena hat rote Lackstiefel an, die ihr bis übers Knie reichen, ihre Haare sind ebenfalls rot, und eine Stunde mit ihr kostet 80 Euro. „Auf eurer Homepage stand, Kondome sind Pflicht?“, erkundigt sich der Mann. Evelyn Schwarz nickt. Sie betreibt das in einem Hinterhof gelegene Bordell namens „Bordoll“. „Darf ich sie dann danach ausgekleidet so liegen lassen?“, fragt der Mann zaghaft weiter. Evelyn Schwarz bejaht auch dies. Denn Elena ist keine Prostituierte, sondern eine Silikon-Sexpuppe: 1,58 Meter groß und 26 Kilo schwer. 16 unterschiedliche Sexpuppen hat Schwarz in ihren Räumlichkeiten herumsitzen, dazu auch noch echte Prostituierte aus Fleisch und Blut. Mit denen kostet eine Stunde 150 Euro.
Das „Bordoll“ ist nicht das einzige Etablissement in Deutschland, in dem Männer Sexpuppen buchen können. In Mainz-Kastel gibt es das „Sugar Pearl Girls“, man kann zwischen Hamburg und München Sexpuppen in allen größeren Städten mieten und mit nach Hause nehmen; aus einem Rosenheimer Bordell wurde letzten Sommer sogar eine Sexpuppe gestohlen. Zwischen Barcelona und Helsinki gibt es etliche weitere Sexpuppen-Bordelle, die man mit wenigen Klicks im Netz finden kann, und Japan und Südkorea sind wahre Sexpuppen-Eldorados. Das Geschäft mit Sexpuppen wächst, und gleichzeitig wächst auch die Kritik daran: Kathleen Richardson, Professorin für Ethik und Roboterkultur an der Britischen Universität Leicester, hat eine Kampagne gegen Sexroboter gegründet, die von Dutzenden Frauen- und Opferorganisationen unterschrieben wurde. Und Megan Walker, Direktorin des kanadischen London Abused Women’s Centre, warnt ebenfalls öffentlich vor Sexpuppen.
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