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Diskussion über Maskenpflicht : Maske auf! Ich bleibe vorsichtig – noch

Masken schützen – das gilt nach wie vor Bild: Ilkay Karakurt

Die Maskenpflicht ist gefallen, mehr und mehr Menschen zeigen im Geschäft ihre Gesichter. Das kann man gutheißen – und es selbst doch anders machen. Das Pro zur Debatte um die Maskenpflicht.

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          Man kennt diese Leute aus dem Flugzeug, sie selbst würden sicher Flieger sagen. Keine Sekunde nachdem der Flieger zum Stehen gekommen ist, haben sie den Gurt gelöst, ihre Tasche aus dem Gepäckfach geklaubt und stehen, bereit zum Ausstieg, im Gang. Da stehen sie dann manchmal noch etliche lange Minuten, was sie jedoch nicht zu beirren scheint: Hauptsache, sie haben sich aus dem engen Regelwerk, das sie für ein paar Flugstunden zum angeketteten Herdenvieh be­stimmt hat, befreit.

          Vorsichtig, nicht ängstlich

          Jörg Thomann
          Redakteur im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

          Diese Leute sieht man nun auch im Supermarkt. Corona ist zwar noch da, doch die Maskenpflicht ist weg – und somit auch ihre Masken. An den ersten Tagen nach der Lockerung präsentiert in den Läden meiner Straße ungefähr jeder Zehnte sein unverhülltes Gesicht: junge Frauen, ältere Männer, ab und zu auch ein Seniorenpärchen, bei dem er noch Maske und sie keine mehr trägt.

          Auch unsere Autorin Sabine Meier hat sich davon befreit. Die Einzigen, die man durchweg noch mit Mund-Nasen-Schutz sieht, sind die Menschen hinter der Kasse, und das dürfte auch so bleiben: Sie sind noch nicht so frei, sie müssen sitzen bleiben. Und können sich eine Ansteckung am Arbeitsplatz nicht leisten.

          Auch ich trage noch Maske, natürlich. Ich möchte mit meiner Familie in die Osterferien reisen und ältere Verwandte besuchen und habe keine Lust, stattdessen in Quarantäne zu landen oder anderen ein Omikron-Ei ins Nest zu legen. Ich bleibe vorsichtig, bin aber nicht mehr ängstlich. Ich kenne inzwischen wohl mehr Leute, die Corona hatten, als Leute, die es nicht hatten, und die allermeisten von ihnen kamen, da geboostert, glimpflich davon. Ich weiß, dass das nicht ausgemacht ist. Aber auch, dass man sich nicht vor allen Gefahren schützen kann.

          Die Gegenmeinung „Maske Ab!“ unserer Autorin Sabine Meier lesen Sie hier.

          Von daher finde ich es richtig, es nun mal auszuprobieren mit der Eigenverantwortung. Im Drogeriemarkt steht eine Verkäuferin, die Maske unterm Kinn, und lächelt. Wenn ein Kunde dies wünscht, wird sie die Maske gewiss vors Gesicht ziehen: Erwachsene Menschen werden so was miteinander aushandeln können. Wie lange ich nach den Ferien die Maske noch tragen werde, weiß ich nicht. Klar aber ist: Gehen die Inzidenzen runter, werden mehr und mehr Masken fallen. Ob die verbleibenden Maskenträger einander dann zunicken werden wie Jogger, die sich auf einsamer Strecke begegnen?

          Ich hoffe, dass sich mit dem Ende der Maskenpflicht alle etwas entspannen. Doch im Netz gibt es erste Filmchen von Querdenkern, die sich aufregen, weil mancherorts übers Hausrecht weiter Masken verlangt werden oder Leute ganz freiwillig welche tragen; der Regierung können sie das zu ihrem Verdruss nicht mehr anlasten. Auch die Freiheit, sich weiter zu schützen, muss ausgehalten werden.

          Masken-Fakten-Check

          Masken schützen dann besonders gut, wenn beide welche tragen. Laut einer Studie des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen gilt: Wer ungeimpft ohne Maske länger als fünf Minuten mit einer infizierten Person in einem geschlossenen Raum ist, hat selbst mit Abstand ein Infektionsrisiko von fast hundert Prozent. Tragen beide eine gut sitzende FFP2-Maske, beträgt das maximale Risiko nach 20 Minuten kaum mehr als ein Promille.   ­Verzichtet die infizierte Person auf den Mund-Nasen-Schutz, steigt das Ansteckungsrisiko nach fünf Minuten auf etwa sechs Prozent. Nach einer halben Stunde gemeinsam im Raum hat sich die noch gesunde Person zu rund 30 Prozent infiziert. ( luci.)

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