Kathy Bates im Interview : „Zuhause fühle ich mich eigentlich nur in der Arbeit“
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Jake McLaughlin als Marvin und Kathy Bates als Bernadette in einer Szene des Films „Home“ Bild: dpa
Während des Lockdowns war Kathy Bates nicht mehr die Alte, denn der Schauspielerin fehlte die Arbeit. Im Gespräch erzählt sie zum Kinostart von Franka Potentes Regiedebüt „Home“, was sie mit dem Wort „Zuhause“ verbindet.
Frau Bates, kannten Sie Franka Potente, bevor sie Ihnen eine Rolle in ihrem Regiedebüt „Home“ anbot?
Nicht persönlich. Aber ich war durchaus mit ihrer Arbeit als Schauspielerin vertraut. „Lola rennt“ etwa habe ich vor vielen Jahren gesehen, und anschließend auch ihren ersten amerikanischen Film „Blow“. Als wir uns kennen lernten, war sie mir auf Anhieb sympathisch, deswegen hatte ich Lust auf die Arbeit mit ihr.
Waren Sie nicht irritiert davon, dass eine deutsche Regiedebütantin ausgerechnet eine Geschichte über das Leben in der amerikanischen Provinz erzählen will?
Natürlich hat mich das überrascht. Gleichzeitig gibt es ja aber eine Tradition europäischer Regisseure, die ihren Blick auf die USA richten. Mein allererster Film war 1971 „Taking Off“ von Miloš Forman, der damals frisch aus der Tschechoslowakei nach Amerika gekommen war. Ich fand es bemerkenswert, was er zu sagen hatte über Drogen, Rock’n’Roll und die ganze Hippie-Kultur und wie präzise er auch die Abgründe in unserer Gesellschaft oder die Atmosphäre in New York einfing. Bei Franka war es nun ähnlich. Ich konnte nicht wirklich eine Verbindung zwischen ihr und ihrem Sujet erkennen. Aber trotzdem erstaunlich viel Wahrhaftigkeit.
Dass Potente selbst Schauspielerin ist, machte sich in der Arbeit sicherlich bemerkbar, oder?
Tatsächlich fühlte ich mich dadurch in ihren Händen besonders gut aufgehoben. Weil ich um die Qualität ihrer eigenen Arbeit vor der Kamera wusste, habe ich ihr voll vertraut. Abgesehen davon war ich ja selbst schon mal in ihrer Position, als ich selbst eine Weile lang auch als Regisseurin tätig war.
Warum haben Sie damit eigentlich wieder aufgehört?
Nicht, weil ich keine Freude daran gehabt hätte. Im Gegenteil. Ich hatte ein paar Fernsehfilme inszeniert und Episoden von Serien wie „Six Feet Under“, was mir viel Freude bereitet hat. Aber im Grunde war ich erst am Anfang meiner Regiekarriere. Dann wurde 2003 bei mir Eierstockkrebs diagnostiziert, was mir erst einmal den Boden unter den Füßen wegzog. Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich die Chemo hinter mir und mich wieder berappelt hatte. Nach der Pause brauchte ich Geld, und als recht unerfahrene Regisseurin hätte ich nicht annähernd das verdienen können, was ich als Schauspielerin bekam. Also habe ich mich doch wieder auf die Arbeit vor der Kamera konzentriert.
In „Home“ spielen Sie eine Frau, die unheilbar an Krebs erkrankt ist. Geht Ihnen so eine Rolle angesichts Ihrer persönlichen Erfahrungen nicht viel zu nahe?
Nein, eigentlich gar nicht. Um es mal salopp zu sagen, ist inzwischen eigentlich jede zweite Rolle, die mir angeboten wird, die krebskranke Mutter von irgendjemanden zu spielen. Das ist für mich mittlerweile ziemlich gewöhnlich und ich sehe das pragmatisch. Mit mir selbst bringe ich das nicht in Verbindung, obwohl ich ja 2012 auch noch Brustkrebs hatte. Ich möchte an diese Erfahrungen nicht denken, wenn ich arbeite, und bin zum Glück offenbar ganz gut darin, das von mir fernzuhalten.
Um mal den Filmtitel aufzugreifen: Was verbinden Sie mit dem Wort „Zuhause“?