„Die Vorstellung, man hätte sich Urlaub persönlich verdient, ist absurd“
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Eine Frau macht einen Abendspaziergang am Strand von Santa Monica. Bild: dpa
Was, wenn der Jahresurlaub bloß soziale Pflicht statt verdiente Wohltat ist? Der Historiker Valentin Groebner spricht im Interview über Privilegien von Reisenden – und den Irrglauben, Urlaube würden unser Leben verändern.
Sie schreiben, Reisen sei praktisch zur Pflicht geworden. Was meinen Sie damit?
Reisen hat einen eigenartigen Doppelcharakter. Auf der einen Seite ist es ein soziales Privileg, das war es schon vor dem Ersten Weltkrieg. Kleine Angestellte, Fabrikarbeiter, Dienstmädchen sind nicht in den Urlaub gefahren, das konnten die gar nicht. Erst die faschistische Bewegung in Italien und später die Nationalsozialisten haben „Urlaub für alle“ zu ihrem sozialen Programm gemacht und mit staatlichen Interventionen verbunden. Die sozialistisch-kommunistische Volksfront in Frankreich, die 1936 an die Macht kam, stand unter dem Eindruck dieser erfolgreichen Propaganda und verkündete deshalb: Jeder werktätige Franzose hat das Recht auf zwei Wochen bezahlten Jahresurlaub.
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