Schlafmedizinerin im Gespräch : „Schnarchen macht den Partner krank“
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Beim Thema Schlaf hört häufig der Beziehungsspaß auf: Eine Schlafmedizinerin spricht über Ehebetten, Kinder im elterlichen Schlafzimmer und warum Beziehungen zwischen Lerchen und Eulen scheitern werden.
Frau Richter, Sie wissen aus Ihrer Forschung, warum manche Beziehungen einfach nicht halten können: Es liegt am Schlafverhalten.

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
So absolut würde ich das nicht ausdrücken. Aber es ist richtig, wir haben in den neusten Studien das Zusammenleben und vor allem das gemeinsame Schlafen von Mann und Frau in einem Bett von unterschiedlichen Chronotypen untersucht.
Was für Chronotypen gibt es?
Es gibt Eulen und Lerchen. Die Eulen gehen spät ins Bett, sind eher am Abend aktiv. Die Lerchen sind Frühaufsteher. Beides ist ja häufig eine Eigenschaft, die man nicht unbedingt beim ersten Date austauscht.
Sollte man aber demnächst, wenn man Ihrer Forschung glaubt! Denn die verschiedenen Chronotypen sagen nicht nur etwas über das Schlafverhalten aus, sondern auch über persönliche Eigenschaften.
Wir haben in Untersuchungen herausgefunden, dass Lerchen und Eulen bei bestimmten Verhaltensweisen und im Bezug auf Partnerschaft unterschiedlich ticken - und zwar unabhängig davon, ob sie Mann oder Frau sind. Eulentypen, also die Abendmenschen, sind emotional unbeständiger, sie sind anfälliger für eine Sucht, ob das Zigaretten, Alkohol oder Kaffee ist, und sie wechseln häufiger den Partner. Wenn also eine Lerche und eine Eule eine Beziehung führen, dann gibt es nicht nur das Problem, dass der eine erst nach Mitternacht ins Bett will und der andere selbst am Wochenende schon früh morgens fit ist.
Es gibt schon unglaublich viele Dinge, auf die man besser achten sollte, bevor man einen Partner wählt. In der Praxis und nicht in der Forschung, wie oft scheitert eine Beziehung am unterschiedlichen Schlaftyp?
Das ist wie in allen Bereichen: In der Forschung werden die Extremtypen untersucht, und eine extreme Eule harmonisiert sicher nicht gut mit einer extremen Lerche, aber die Mehrzahl der Menschen sind gemäßigte Typen oder gar Zwischentypen. Bei diesen Gruppen klappt das natürlich schon mit einer Beziehung.
Wenn sich nun aber eine Eule in eine Lerche verliebt, ist es da nicht möglich, sich aufeinander einzustellen?
Das ist schwierig, da der Chronotyp beim Menschen genetisch vorbestimmt ist und damit durch die Umwelt auch nur im geringen Maße beeinflussbar ist. Diese Paare müssen dann vor allem lange durchhalten. Denn mit dem Alter wird der Mensch eher zur Lerche, er geht früher ins Bett und steht früher auf. Bei den Extremen bleibt aber selbst dann das Problem wohl bestehen, da die extremen Lerchen im Alter noch früher aufstehen und die extremen Eulen das in keinem Fall einholen können.
Was unterscheidet prinzipiell den Schlaf von Mann und Frau?
Der Schlaf von Frauen ist oberflächlicher, das ist biologisch bedingt. Es rührt daher, dass die Frau, als der Mensch früher noch in der Natur geschlafen hat, sehr gut auf die Kinder aufpassen musste und bei jedem Geräusch wachsam sein sollte. Frauen legen sich bis heute oft unbewusst im Ehebett auf die Seite, die näher zur Tür ist, damit sie schneller bei den Kindern im anderen Zimmer sind. Dass dies biologisch bei Frauen verankert sein muss, sieht man daran, dass auch Frauen, die gar keine Kinder haben, häufig das Bett wählen, das näher zur Tür steht. Männer hingegen sind es aus früheren Zeiten der Menschheit gewöhnt, in Gruppen zu schlafen. Deshalb schlafen Männer besser, wenn jemand neben ihnen liegt, Frauen hingegen haben einen gesünderen Schlaf, wenn der Mann nicht da ist, da sie dann weniger Geräusche wahrnehmen.
Aus Ihren Studien weiß man auch, dass junge Paare häufig eine Synchronität bei ihren nächtlichen Bewegungen zeigen, während ältere Paare eher asynchrone Bewegungen zeigen. Wann geht diese Synchronität im Leben eines Paares verloren?
Wie viele Jahre man verheiratet sein muss, damit man die Synchronität verliert, haben wir bisher noch nicht untersucht. Was man sagen kann, ist, dass mit dem Alter die Schlafstörungen zunehmen, dazu gehört das Restless-Legs-Syndrom, das Syndrom der unruhigen Beine. Wenn beispielsweise der Mann darunter leidet, bewegt er sich automatisch mehr und anders als früher. Damit könnte es zusammenhängen, dass Paare sich nicht mehr gleichzeitig drehen. Gleiches gilt für die Schlafapnoe, die im Alter zunimmt. Wenn man nachts Atemaussetzer hat wie diese Menschen, wird man sehr unruhig und bewegt sich anders. Vielleicht kann man sagen, ohne dass ich dazu eine wissenschaftliche Studie habe: Paare, die gesund sind, bewegen sich synchron, Paare, bei denen einer der Partner unter Schlafstörung leidet, die eher nicht mehr.