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Berühren ja, verführen nein : Ich war bei einer Profi-Kuschlerin und so war es

Wer viel kuschelt, hat ein besseres Immunsystem. Bild: Marina Pepaj

In Zeiten, in denen soziale Kontakte ins Digitale verlagert werden, erblühen neue Gewerbe – wie etwa das professionelle Kuscheln. Bringt das was? Wir haben’s ausprobiert.

          7 Min.

          Ich liege auf dem Rücken, auf einer breiten Matratze. Der kleine Raum ist sehr warm und in dunkles, weiches Licht getaucht. Leise Musik ist zu hören. Shayla, die ich seit 15 Minuten kenne, schmiegt sich seitlich an mich, so dass ihr Kopf an meiner Schulter liegt und ihr linker Arm auf meinem Oberkörper. Ich bin aufgeregt, aber wir liegen sehr lange in dieser Position, sicherlich zehn Minuten, und mit der Zeit legt sich meine Aufregung, und ich entspanne mich.

          Katrin Hummel
          Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

          Shayla, 51, blonde kinnlange Haare, eckige schmale Brille, ist professionelle Kuschlerin. Eine Stunde mit ihr kuscheln kostet 70 Euro, etwa so viel wie eine Stunde Physiotherapie. Eigentlich heißt „Shayla“ Simone Münster, sie ist zweifache Mutter, lebt getrennt von ihrem Partner und war früher Inhaberin eines Ladens für Schmuck und Geschenkartikel in Darmstadt. Vor zwei Jahren hat sie ihn verkauft, stattdessen kuschelt sie nun. „Es wirkt vielleicht von außen ein bisschen komisch, aber es tut so gut, gehalten und angenommen zu sein“, sagt sie. Und ist sich sicher: „Es wäre Heilung für die Welt, wenn die Leute sich mehr so begegnen würden.“

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