Kolumne : Fünf Dinge, die als Croupier nerven
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Auf ein Neues: Ein Croupier nimmt die Kugel aus dem Roulettekessel. Bild: Wolfgang Eilmes
Unsere Autorin hat mehrere Jahre hinter den Spieltischen von Casinos gestanden. Dann hat sie den Job an den Nagel gehängt. Hier erzählt sie, was sie als Croupier genervt hat.
Die meisten Menschen kennen die schillernde Welt des Glücksspiels vor allem aus Filmen. Sie denken an James Bond im Smoking, der seinen Gegenspielern im Pokerturnier die Millionen abnimmt oder an Robert de Niro als Casino-Boss, der in Hinterzimmern krumme Geschäfte mit der Mafia dreht. Ich habe sieben Jahre lang in verschiedenen Spielbanken in Deutschland und der Schweiz als Croupier gearbeitet und weiß: Der Casino-Alltag ist längst nicht so aufregend. Das fängt bei der Kleidung an: Strenge Kleidervorschriften gibt es in vielen Casinos nicht mehr und langweilige Jeans sind in Spielsälen häufiger anzutreffen als schicke Smokings.
Wer zudem glaubt, dass sich in Casinos vor allem steinreiche Großunternehmer, Superschurken oder goldbehangene Millionenerben tummeln, der wird ebenfalls enttäuscht sein. Echte High Roller – so nennt man Spieler, die sehr viel setzen – sind eher die Ausnahme als die Regel. Dennoch kann man als Croupier Ungewöhnliches erleben, trifft Menschen, denen man außerhalb des Casinos nie begegnet wäre und hört Geschichten, die so unglaublich sind, dass sie kaum wahr sein können. Aber mir wird wohl auch jeder Croupier zustimmen, wenn ich sage: Es gibt ein paar Dinge, die an dem Job nerven.
1. Wie, das ist ein Glücksspiel?
Am Abend zuvor lief wieder einmal der Hollywood-Streifen „21“ im Fernsehen und am nächsten Tag sind sie da: Casino-Erstbesucher, die sich vorgenommen haben, die Bank zu sprengen. Im Film verkörpert Kevin Spacey einen Mathematikprofessoren am MIT, der talentierte Studenten rekrutiert, um ihnen das Kartenzählen beim Black Jack beizubringen. Der Plan geht auf, sie gewinnen in verschiedenen Casinos beachtliche Summen. Und die Geschichte basiert sogar auf einer wahren Begebenheit. Die Hoffnung aufs schnelle Geld lockt die Neueinsteiger auch abseits des Films an den Spieltisch. Zwar hat ihnen kein MIT-Professor das Kartenzählen beigebracht, dafür haben sie den ganzen Wikipedia-Eintrag darüber gelesen – und analysieren nun das Spielgeschehen, um im richtigen Moment zuzuschlagen.
Doof nur: Das Kartenzählen am Black-Jack-Tisch ist schon lange nicht mehr möglich, denn so gut wie jedes Casinos nutzt inzwischen Maschinen, die die Karten mischen und dafür sorgen, dass alle ausgegebenen Karten schon nach kurzer Zeit wieder im Spiel sind. Die Glücksritter hören das natürlich gar nicht gerne: Wie? Alles Zufall? Unverschämt! Und nein, es tut mir leid, auch wer besonders nett zum Croupier ist und immer fleißig Trinkgeld gibt, hat am Ende die gleichen Gewinnchancen wie jeder andere Gast auch. Natürlich gibt es Strategien, mit denen man die Chancen minimal verbessern kann, aber um die zu lernen, braucht es garantiert kein Studium an einer Elite-Uni. Letztlich gilt: Es ist und bleibt ein Glücksspiel.
2. Wo der Chauvinismus blüht
Ein ehemaliger Croupier-Kollege von mir nannte Casinos einmal „die letzte Hochburg des Chauvinismus“. Auch wenn das eine recht scharfe Formulierung ist: Er hat nicht ganz unrecht. Lange waren Frauen vom Beruf des Croupiers ausgeschlossen. Zwar ergriffen die ersten Frauen in Deutschland bereits in den späten sechziger Jahren den Beruf der Croupière – so heißt die weibliche Form –, allerdings gab es auch Anfang der nuller Jahre in einigen deutschen Spielbanken noch immer keine Frauen hinter dem Spieltisch. Auch wenn Croupièren heute zum Alltag gehören, brauchen die mitunter ein dickes Fell: Sie hat eine neue Frisur? Zwei Kilogramm zugenommen? Sich heute mal nicht geschminkt? Ihre Kollegen werden ihr mit Sicherheit erzählen, was sie davon halten.
Ich weiß schon: Das geht nicht nur Frauen in Casinos so. Allerdings gibt es in vielen Spielbanken keine Gleichstellung: Weibliche Chefs sind noch immer die große Ausnahme. Dass es den Spielbanken schwer fällt, tradierte Geschlechterverhältnisse aufzubrechen, hat sicher auch damit zu tun, dass Frauen, die den klassischen Schönheitsnormen entsprechen, oft mit mehr Trinkgeld belohnt werden als andere. Und davon profitieren am Ende alle Croupiers – zumindest monetär. Deshalb ist das Aussehen einer Frau im Casino vieles, aber bestimmt keine Privatangelegenheit.
3. Die Sucht spielt mit