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Extremsport Basejump : Spring Time

Flug-Zeug: Die Basejumperin Geraldine Fasnacht erfüllt sich mit ihren Flügen einen alten Traum. Bild: Getty

Extremsport kann faszinierend sein und brutal. Basejumperin Geraldine Fasnacht hat beides erlebt. Und doch fühlt sie sich in den Bergen sicherer als in der Stadt.

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          Fünf. Vier. Drei. Zwei. Eins. Los.“ Die Frau im Flügelanzug springt. Gewaltiges Rauschen setzt ein, während sie an einer steilen Felsflanke entlang in die Tiefe fliegt, vor schneebedeckten Bergen. Dank der Helmkamera schießen wir mit ihr hinab, dann wechselt die Perspektive, wir schauen ihr ins Gesicht, im Hintergrund erscheint die Silhouette des Matterhorns. Es folgt eine kurze Totale, in der ein winziger weißer Punkt rasend schnell vom Himmel fällt, dann sind wir wieder bei der Springerin. Sie zieht den Fallschirm, ein kurzer Ruck, sie schwebt zu Boden. Kurz darauf landet ihr Partner, die beiden lachen, jubeln, wälzen sich im Schnee.

          Bernd Steinle
          Redakteur im Ressort „Deutschland und die Welt“.

          Das pure Glück. Oder: der pure Irrsinn?

          Man kann sich die Sache leicht machen und sagen: völlig verrückt, was Menschen wie Geraldine Fasnacht machen. Wie in dem Video, das den ersten Basejump vom Matterhorn zeigt, vor zwei Jahren, durch sie und ihren Partner Julien Meyer. Oder wie in den Snowboard-Filmen, die es von Geraldine Fasnacht gibt - sie ist auch eine der besten Freeride-Snowboarderinnen der Welt.

          Ein junger, ein gefährlicher Sport

          Immer wieder schrecken Nachrichten von tödlichen Extremsport-Unfällen die Öffentlichkeit auf, nicht nur in der Hochrisikobranche Basejumping. Vor wenigen Wochen kam die 21 Jahre alte Schweizer Freeride-Weltmeisterin Estelle Balet bei Snowboard-Dreharbeiten im Unterwallis in einer Lawine ums Leben. Es war kein außergewöhnlich gefährlicher Hang, es waren keine außergewöhnlich risikoreichen Verhältnisse, und doch löste sich eine Lawine, die Estelle Balet einen Kilometer in die Tiefe riss. Geraldine Fasnacht war jahrelang ihre Mentorin gewesen, ihr Coach, ihre Freundin. Sie war bei den Dreharbeiten dabei gewesen und vor Estelle Balet in dem Hang abgefahren.

          Extremsport kann faszinierend sein. Und er kann brutal sein. Geraldine Fasnacht hat das immer wieder erfahren. In kaum einem anderen Sport liegen diese Pole so eng beisammen wie beim Base-Springen - einem Akronym für das Fallschirmspringen nicht von einem Flugzeug aus, sondern von einem festen Objekt: einem Gebäude (building), einem Sendemast (antenna), einer Brücke (span), Bergen oder Klippen (earth). Es ist ein junger und ein gefährlicher Sport, vor allem, weil der freie Fall oft nur Sekunden dauern darf, ehe der Schirm gezogen werden muss. Alles passiert irrsinnig schnell, irrsinnig intensiv. In Sekundenbruchteilen fällen Springer Entscheidungen, die Leben oder Tod bedeuten können. Jede Bewegung muss sitzen. Jeder kleinste Fehler kann fatal sein.

          Manche Unglücke auf für Experten unerklärlich

          Allein im Lauterbrunnental im Berner Oberland, einem Hotspot der Basejumping-Szene, kamen bereits mehr als 40 Springer ums Leben. Die Gesamtzahl der Todesopfer wird mit mehr als 270 angegeben, bei einer geschätzten Zahl von 3000 bis 4000 Springern auf der Welt. Oft gilt menschliches Versagen als Unglücksursache, vor allem seit der Verbreitung der Wingsuits, der Flügelanzüge, mit breiten Stoffbahnen zwischen Armen und Beinen, die eine längere Gleitphase in der Luft ermöglichen. Der Amerikaner Dean Potter flog damit bei einem Sprung vom Eiger (3970 Meter) fast 6,5 Kilometer weit, 2:50 Minuten lang. Doch die Wingsuits verführen auch viele dazu, die eigenen Möglichkeiten zu über- und die Gefahren zu unterschätzen. Mit verheerenden Folgen.

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