Alt? Ich weiß, Mann
- -Aktualisiert am
Gruppenbild ohne Dame: Deutschlands Innenminister im Dezember 2019 Bild: dpa
Sie sind das Feindbild unserer Zeit: alte weiße Männer. Für mich waren das stets die anderen. Nun, mit fast fünfzig, kommen mir Zweifel. Eine Selbstinspektion.
Vielleicht ist es ausgleichende Gerechtigkeit. Über Jahrzehnte galt das Altern als ein Problem, mit dem sich vor allem die Frauen herumzuschlagen hatten. Sie waren es, die mit ihrem Geburtsjahr schummelten, ihnen drängte die Schönheitsindustrie überteuerte Antifaltencremes auf. Männer hingegen durften sich einbilden, nicht alt, sondern interessant zu werden, sie verjüngten sich nicht mit Cremes, sondern, zumindest manche von ihnen, durch eine neue Frau an ihrer Seite.
Heute haben sich die Verhältnisse angeglichen, wenn nicht umgekehrt. Frauen tragen selbstbewusst silbergraues Haar und jüngere Begleiter zur Schau, während alternde Männer verzweifelt cremen und sich im Fitnessstudio quälen. Doch nicht nur ihre Fassade, auch ihre Reputation bröckelt. Wer heute in diesem Land ein Mann um die fünfzig ist, der sieht sich zu hoher Wahrscheinlichkeit mit einem schier unausweichlichen Schicksal konfrontiert: Er ist im Begriff, zu jener Klischeefigur zu werden, die für die progressiven Teile der Bevölkerung das Feindbild Nummer eins darstellt, und zwar zum alten weißen Mann.
Zugang zu allen exklusiven F+Artikeln
2,95 € / Woche
- Alle wichtigen Hintergründe zu den aktuellen Entwicklungen
- Mehr als 1.000 F+Artikel mtl.
- Mit einem Klick online kündbar
Login für Digital-Abonnenten
Sie haben Zugriff mit Ihrem F+ oder F.A.Z. Digital-Abo