„Allein unter Frauen“ : In China schuften die Männer, um heiratsfähig zu werden
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Der Chinese schuftet für die Ehe Bild: Jan Bazing
Für junge chinesische Männer ist es schwierig, einen Partner fürs Leben zu finden. In China herrscht ein Mangel an Frauen und diese stellen hohe Anforderungen: Nur wer eine Eigentumswohnung, ein Auto und einen guten Job hat, kann punkten.
„Eigentlich tun mir die Männer in meiner Altersgruppe leid“, sagt die 29 Jahre alte Nina Wang aus Peking. „Sie stehen so stark unter Druck.“ Dass die Männer in China, die einen Hang zum Macho und zur Selbstüberschätzung haben, jetzt auch mal von Frauen bemitleidet werden, ist ein Resultat des harten Konkurrenzkampfs im Turbo-Kapitalismus des aufstrebenden asiatischen Landes.
Hier ist es für junge Männer schwierig, einen Partner fürs Leben zu finden. Das liegt nicht nur an der Ein-Kind-Politik, die China einen Mangel an Frauen beschert hat. Rein statistisch fehlen mehr als 13 Millionen Frauen, weil wegen der Vorliebe für Söhne selektive Abtreibungen verbreitet sind. Das ist vor allem in ländlichen Regionen zu einem Problem geworden. Dort gibt es zu wenig Frauen. Und die wenigen wollen nicht mehr in eine bäuerliche Familie einheiraten; sie ziehen Männer vor, die in den Städten arbeiten.
Aber auch in den Städten steht bei der Partnerwahl die Liebe an zweiter Stelle. „Ich weine lieber in einem BMW, als dass ich auf einem Fahrrad lache“, sagte eine Bewerberin in einer Single-Show des chinesischen Fernsehens. Zu allererst schauen sich die Frauen bei der Suche die finanzielle und berufliche Lage des Mannes an. Nach einer Umfrage sind für 70 Prozent der chinesischen Frauen finanzielle Erwägungen ausschlaggebend bei der Wahl eines Ehepartners.
Mann muss Haupternährer sein
So können Chinas Männer bei Frauen im heiratsfähigen Alter nur landen, wenn es auf drei Fragen eine positive Antwort gibt. Hat er eine Eigentumswohnung in einer großen Stadt? Hat er ein Auto? Hat er ein anständiges Gehalt mit einer sicheren Stellung? Denn das hat sich aus der alten chinesischen Tradition auch nach Jahrzehnten des Sozialismus erhalten: Der Mann muss der Haupternährer der Familie oder zumindest des Ehepaares sein.
Um sich aber ein Auto und eine Eigentumswohnung in einer chinesischen Großstadt leisten zu können, muss man gut verdienen oder Eltern haben, die einem unter die Arme greifen. Die Preise für Wohnungen sind in den vergangenen Jahren immens gestiegen. Eine Eigentumswohnung in Peking kostet zwischen 15 und 20 Jahreseinkommen eines städtischen Mittelklässlers. Und auch das schicke Auto, bevorzugt Importmarken aus Deutschland, gibt es nicht umsonst.
Viele junge Männer schuften in Zweit-Jobs nach Feierabend, um sich ein weiteres Einkommen zu sichern, damit sie heiratsfähig werden. Zumindest die Anzahlung für eine Wohnung muss vor dem 30. Geburtstag, den chinesische Eltern als eine Art Schallmauer für eine Verheiratung ansehen, geleistet sein.
Im Anklang an eine Werbekampagne für erschwingliche Eigentumswohnungen, die als „Sparmodell“ auf den Markt kamen, hat sich schnell der Begriff „Sparmodell“ für Chinas neue junge Männer durchgesetzt. Der Mann der Sorte Sparmodell sieht nur mittel mäßig aus und verspricht mittleres Einkommen und mittlere Aussichten. Dafür arbeitet er hart und verkörpert Zuverlässigkeit. Das hebt ihn vom früher beliebten „Diamanten-Mann“ ab, der reich und flott war, aber für Affären und extravaganten Lebensstil bekannt.
Weil der Mann des Sparmodells aber mit dem Geldverdienen beschäftigt ist, hat er keine Gelegenheit, Frauen kennenzulernen. Da muss die Partnervermittlung im Internet helfen. Das Sparmodell zahlt umgerechnet 500 Euro für den Beitritt zum Vermittlungsportal Bai He, Erfolg garantiert. Dort weiß man auch, welche Kriterien die meisten Männer bei der Frauensuche haben. Sie sollen hübsch sein und nicht größer als der Mann. Auch sollen sie eine gute Erziehung genossen haben. Aber erfolgreicher als der Mann sollten sie bitteschön nicht sein.