Food-Stylistin Anna Walz : „Immer in die Höhe bauen“
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Anna Walz nutzt Kräuter, Basilikum und Petersilie als Tannennadeln und gelbe, orangefarbene und rote Paprika-Stücke als Weihnachtssterne. Bild: Henning Bode
Wie macht man das: ein auch optisch perfektes Essen zubereiten? Die Food-Stylistin Anna Walz verrät ihre besten Tricks und erklärt, wieso ihr Foodporn auf die Nerven geht.
Ein Filmstudio in der Hamburger Speicherstadt, alle Scheinwerfer sind auf die Mitte des Raumes gerichtet. Produktionsmitarbeiterinnen laufen hin und her, eine Trennwand verdeckt den Blick auf die Stelle, wo man den Hauptdarsteller vermutet. Große Videokameras filmen von oben und von der Seite. Was, ist noch nicht zu erkennen.
Vielleicht einen vielversprechenden Nachwuchsstar? Auf jeden Fall, so scheint es, braucht der- oder diejenige viel Aufmerksamkeit. Wer sich näher heranwagt, an der Trennwand vorbeischaut, kann sich nur wundern: Der Star in diesem Arrangement ist – eine Paprika. Alle Spots strahlen sie an. Rot und glänzend liegt sie da, auf einem Holzbrett, wie ein Stillleben, ein Kunstwerk.
Das Gemüse ist der Star
In diesem Filmstudio in der Hamburger Speicherstadt dreht sich alles ums Essen. Oder vielmehr darum, dass es gut aussieht. Das Studio ist einer Vintage-Küche nachempfunden, in einer Ecke ist ein Kamin angedeutet, der Heimeligkeit suggerieren soll. Die Produktionsmitarbeiterinnen beratschlagen sich gerade: Passt das Geschirr zur Paprika? Oder beißen sich die Farben? Nein, alles kann so bleiben. Der blaue Teller ist abgesegnet.
Die „Producerin“ stellt die Videokamera ein, dann ruft sie: „Und, bitte!“ Und Food-Stylistin Anna Walz beginnt langsam damit, die Paprika mit einem Messer zu zerkleinern. Ja, richtig, eine eigene Stylistin für Lebensmittel. Walz ist seit sieben Jahren in der Branche und kennt sämtliche Tricks und Kniffe. An diesem Set wird eben nicht Brad Pitt nachgepudert, sondern die Paprika schön drapiert. Dabei achtet Walz genau darauf, wie sie die einzelnen Stücke hinlegt, damit sie für die Kameras von der Seite und von oben ein tolles Gesamtbild abgeben.
Dass es hier mehr um das Gemüse geht und nicht so sehr um die Frau mit der Schürze, merkt man schon daran, dass Walz nie ganz zu sehen ist. Nur ihre Hände sind im Bild, wenn sie die Paprika bearbeitet.
Ziel: Möglichst authentische Videos
Für die Internetseite chefkoch.de dreht die Produktionsfirma Territory die Videos auf Grundlage der Rezepte aus der Community. Die Devise lautet: Die Videos sollen vor allem authentisch und natürlich aussehen – so, als hätte man sie in der heimischen Küche gedreht. Deswegen ist die Paprika auch nicht lackiert oder sonstwie bearbeitet. Das wäre anders, wenn Walz heute von Kunden aus der Werbung gebucht worden wäre. Dann hätte sie die Paprika mit einer Mischung aus Glycerin und Wasser besprüht, damit sie länger frisch aussieht. So wie ein make-up artist am Filmset Brad Pitts Augenringe retuschiert hätte.
Gleich stanzt Walz Sterne aus der Paprika aus, die Dekoration für einen Frischkäse-Weihnachtsbaum. Das Rezept eines Users, das sie heute im Studio nachkochen. Zuvor hatte sie schon Frischkäse mit geraspeltem Gouda vermengt und daraus einen kleinen Tannenbaum geformt. Auf den drückt sie jetzt Kräuter, Basilikum und Petersilie als Tannennadeln und gelbe, orangefarbene und rote Paprika-Stücke als Weihnachtssterne. Dann arrangiert sie noch Cracker zum Dippen um den kleinen Baum.