Hans-Joseph Becker von Weingut J.B. Becker, Walluf/RheingauEs ist ein Paradox: In der Weinszene wird Hajo Becker manchmal als altmodischer Winzer abgetan, aber eine Gemeinde von jungen, dynamischen Sommeliers und Händlern betet seine Weine förmlich an. Für diese Fans gehören sie zu den eigenständigsten Gewächsen Deutschlands - und sie haben recht! Traditionsbewusst ist Hajo Becker durchaus - im Vergleich mit Kollegen im Rheingau, die jeder kellerwirtschaftlichen Mode hinterherrennen. Eines seiner wichtigsten Mittel ist Zeit. Seine Rieslingweine bleiben sämtlich ein ganzes Jahr im alten Holzfass auf der kompletten Gärhefe, was weder Nostalgie noch gewollt, sondern einfach seine Methode ist. So reifen sie zu einer großartigen Harmonie heran, egal, ob der Jahrgang eher üppig und alkoholreich oder schlank und säurebetont ausfällt. Es sind feine und subtile Weine ohne laute Töne. Sie gewinnen immer durch einige Jahre oder gar Jahrzehnte weiterer Reifezeit auf der Flasche. Wer ausschließlich zu den frisch abgefüllten 2012er Becker-Weinen greift, verpasst eine ganze Dimension des Beckerschen Geschmackuniversums! Trockene Weine sind hier Schwerpunkt, seit Hajo Becker die Führung des Familienguts von seinem Vater 1971 übernommen hat. Aber er erzeugt auch beeindruckende Riesling Spätlesen mit einer sehr dezenten Süße, was gleichermaßen gegen die Mode läuft. Der 2011er Wallufer Walkenberg Riesling Spätlese trocken „Alte Reben“ (feine Kräuterwürze und geschliffene Rasse) und der 2009er Wallufer Oberberg Riesling Spätlese (spannendes Spiel und feine Eleganz) sind ziemlich perfekte Beispiele dieser zwei Stilrichtungen. Dazu kommen Spätburgunder, die zu den besten deutschen Rotweinen gehören, obwohl sie ganz ohne die Rauch- und Vanillearomen neuer Holzfässer auskommen. Der sehr kraftvolle und samtige 2009er Wallufer Walkenberg Spätburgunder Spätlese trocken ist ein Paradebeispiel dafür. Im heutigen Kontext sind es lediglich die Preise zwischen 15 und zwanzig Euro, die man als ein wenig altmodisch bezeichnen könnte.
3/10
Bild: Frank Röth
Winzer des Jahres
Hans-Joseph Becker von Weingut J.B. Becker, Walluf/Rheingau
Es ist ein Paradox: In der Weinszene wird Hajo Becker manchmal als altmodischer Winzer abgetan, aber eine Gemeinde von jungen, dynamischen Sommeliers und Händlern betet seine Weine förmlich an. Für diese Fans gehören sie zu den eigenständigsten Gewächsen Deutschlands - und sie haben recht! Traditionsbewusst ist Hajo Becker durchaus - im Vergleich mit Kollegen im Rheingau, die jeder kellerwirtschaftlichen Mode hinterherrennen. Eines seiner wichtigsten Mittel ist Zeit. Seine Rieslingweine bleiben sämtlich ein ganzes Jahr im alten Holzfass auf der kompletten Gärhefe, was weder Nostalgie noch gewollt, sondern einfach seine Methode ist. So reifen sie zu einer großartigen Harmonie heran, egal, ob der Jahrgang eher üppig und alkoholreich oder schlank und säurebetont ausfällt. Es sind feine und subtile Weine ohne laute Töne. Sie gewinnen immer durch einige Jahre oder gar Jahrzehnte weiterer Reifezeit auf der Flasche. Wer ausschließlich zu den frisch abgefüllten 2012er Becker-Weinen greift, verpasst eine ganze Dimension des Beckerschen Geschmackuniversums! Trockene Weine sind hier Schwerpunkt, seit Hajo Becker die Führung des Familienguts von seinem Vater 1971 übernommen hat. Aber er erzeugt auch beeindruckende Riesling Spätlesen mit einer sehr dezenten Süße, was gleichermaßen gegen die Mode läuft. Der 2011er Wallufer Walkenberg Riesling Spätlese trocken „Alte Reben“ (feine Kräuterwürze und geschliffene Rasse) und der 2009er Wallufer Oberberg Riesling Spätlese (spannendes Spiel und feine Eleganz) sind ziemlich perfekte Beispiele dieser zwei Stilrichtungen. Dazu kommen Spätburgunder, die zu den besten deutschen Rotweinen gehören, obwohl sie ganz ohne die Rauch- und Vanillearomen neuer Holzfässer auskommen. Der sehr kraftvolle und samtige 2009er Wallufer Walkenberg Spätburgunder Spätlese trocken ist ein Paradebeispiel dafür. Im heutigen Kontext sind es lediglich die Preise zwischen 15 und zwanzig Euro, die man als ein wenig altmodisch bezeichnen könnte.
Unsere Lieblinge 2013: Die besten Winzer Deutschlands
Unsere Lieblinge 2013
Die besten Winzer Deutschlands
Von Stuart Pigott
Deutschland, schön sind deine Wälder. Und deine Weine sind es auch. Abermals hat sich unser Weinkolumnist durch etliche Keller getrunken. Nun zieht er Bilanz – und präsentiert die besten Weine des Landes.
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