Guide Michelin : Mitleid mit Guy und Christopher
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Neuer Drei-Sterner: Der Koch Alexandre Couillon bei der Vergabezeremonie des Guide Michelin in Straßburg. Bild: AFP
Beim Guide Michelin überschatten in diesem Jahr Stern-Verluste den Gewinn. Zwei Dreisterneköche wurden herabgestuft, aber immerhin ein neuer Name in die Riege der Drei-Sterner aufgenommen.
Der Verlust überschattet in diesem Jahr den Gewinn: Bei der Verleihung der französischen Michelin-Sterne am Montag in Straßburg war die Herabstufung der bisherigen Dreisterneköche Guy Savoy und Christopher Coutanceau das beherrschende Thema, das selbst den Aufstieg Alexandre Couillons und seines Restaurants „La Marine“ auf der Atlantikinsel Île de Noirmoutier in die Riege der Drei-Sterner überstrahlte. „Ich denke tief bewegt an Guy und Christopher“, sagte Couillon.
„Die Nachricht ist noch zu frisch, und Guy Savoy will sich im Moment nicht äußern“, sagte eine Sprecherin des Stargastronomen Savoy der Deutschen Presse-Agentur. „Wir sind sehr enttäuscht und schockiert.“ Das Team des Etablissements im Herzen von Paris habe zahlreiche Unterstützungsbekundungen erhalten. Im vergangenen Jahr schrieb der berühmte Restaurantführer über das „Guy Savoy“ noch von einer „wie ein Fest gelebten Gastronomie, einer erneuerten Hommage an die französische Küche“. Der Gastronomieguide „La Liste“ zählt das „Guy Savoy“ zu einem der drei besten Restaurants weltweit.
Dass Kritikerinnen und Kritiker Savoy und Coutanceau von ihren Thronen gestoßen haben, hat in Frankreich für Aufregung gesorgt. Insgesamt stufte die Gastronomiebibel des Reifenherstellers Michelin in Frankreich in diesem Jahr fünf Restaurants herab, 20 verloren gar vollständig eine Sternebewertung. Berichten zufolge hatte es 2021 und 2022 keine Herabstufungen gegeben. In den Jahren davor hatte die vereinzelte Wegnahme des dritten Michelin-Sterns ebenfalls für Aufsehen gesorgt. Der Verantwortliche Gwendal Poullennec, dessen Tester vor Spitzenetablissements keinen Halt machen, sagte einmal der Zeitung „Le Monde“, die Sterne gehörten nicht den Spitzenköchen. „Michelin-Sterne werden nicht vererbt, man muss sie sich verdienen.“
Vier Lokale wurden in diesem Jahr immerhin mit einem zweiten Stern ausgezeichnet, 39 Häuser bekamen zum ersten Mal einen Stern. Insgesamt gibt es nun 630 Sternerestaurants in Frankreich.