Kölner Restaurant Augustin : Leuchtender Auftritt
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Eric Werner im Innenhof des Restaurants Augustin Bild: Restaurant Augustin
Sternekoch Eric Werner hat in Köln sein zweites Lokal eröffnet. Im Restaurant Augustin kommt seine Handschrift zum Ausdruck: Gleiche Qualität, weniger Aufwand, mehr bürgerliche Einsprengsel.
Einen Restaurantbericht an der Decke und nicht auf dem Teller zu beginnen, verlangt eine nun ja außergewöhnliche Decke. Und die ist gegeben: Am petrolfarbenen gewölbten Himmel des kürzlich eröffneten „Augustin“ hat der Sternegastronom Eric Werner eine beeindruckende wie eigenwillige Sammlung an Leuchtern, Lüstern und Lampions gehängt. Aus fünf Metern Höhe hüllen 100 Lampen den Gastraum des denkmalgeschützten Baus von 1904 nun in ein stimmungsvolles wie dezentes Licht.
Von Klassikern bis Kuriositäten ist alles dabei in der Kollektion, die außer Beleuchtung dem Restaurant trotz seiner stattlichen Größe von 200 Quadratmetern ohne Ecken und Nischen eine erstaunlich gemütliche, beinahe heimelige Atmosphäre verleiht. „Das Design habe ich mehr oder weniger meiner Frau Karin überlassen. Sie hat darin mehr Geschick und verfügt vor allem über mehr Vorstellungskraft. Auf mich wirkte der ursprüngliche Raum beim ersten Betreten trotz des verwunschenen Innenhofs so charmant wie eine Bahnhofshalle“, sagt Werner. „Schlussendlich gab meine Frau Karin den entscheidenden Impuls. Sie sagte: machen!“
Andre Mazanke kam als Küchenchef dazu
Ein zweites Restaurant so schnell nach nur dreijähriger Erfolgsgeschichte des „astrein“ zu eröffnen hatte der 36 Jahre alte Gastronom nicht geplant. Aber die Immobilie in der Dagobertstraße, und damit nur zehn schnelle Fußminuten vom ersten Lokal entfernt, sei ihm in die Hände gefallen. „Mit der Entscheidung habe ich mir Zeit gelassen: Schaffen wir das, können wir das, und was wollen wir aus dem ans Hotel angegliederten Restaurant machen“, erzählt er über die Planung. Nachdem die drängendsten Fragen geklärt waren und das Konzept stand, hat er in nur viermonatiger Umbauphase sein Team zusammengestellt und Andre Mazanke als Küchenchef ins neue Restaurant geholt.
Vom Charme einer Bahnhofshalle ist das „Augustin“ mit der sattblauen Wandfarbe, Holzvertäfelung, dunklem Mobiliar und dem efeuberankten Hinterhof nun weit entfernt: Es liefert den schmucken Rahmen für das klare Küchenkonzept, das die in Köln klaffende Lücke zwischen Fine Dining und Fast Food weiter schließen soll. Zumal sich das Lokal im kulinarischen Niemandsland Kunibertsviertel hinterm Hauptbahnhof befindet, und darüber hinaus noch jahrelang leer stand.
Der Qualität des mit einem Stern ausgezeichneten „astrein“ soll Werners Zweitlokal in nichts nachstehen. „Die Liebe zum Kochen und Handwerk soll hier genauso zum Ausdruck kommen. Nur sind die Gerichte eben mehr auf den Alltag und weniger auf den besonderen Anlass ausgerichtet. Der trendresistente Werner legt auch hier Wert auf die frische, regionale Küche, die französisch-mediterran ausgerichtet ist, aber deutlich kölsche Sprengsel verzeichnet. „Wenn überhaupt Trend, dann schaue ich bei meiner Oma ins Kochbuch“, sagt auch Mazanke in der nagelneuen Küche, wo er mit sieben Kollegen agiert. Küchenchef und Gastronom kennen sich seit ihrer gemeinsamen Zeit aus dem Kölner Hotel Wasserturm, wo Werner als Küchendirektor des „Himmel un Äd“ zwei Sterne erkochte und Mazanke als Jungkoch fungierte.
Nach nur drei Wochen stehen die Top Ten auf der Karte bereits fest: Einem feinen Topinamburschaum verleiht Mazanke mit säuerlichem Apfel und knusprigen Haselnusssplittern außergewöhnlichen Reiz. „Aber auch die Hochzeitssuppe mit Flädle und Markklößchen, Seezungenroulade, das Wildschweinfilet sind eigentlich jetzt schon nicht mehr von der Karte wegzudenken“, sagt Werner. Der Kölsche Klassiker „Halver Hahn“ wird hier im Augustin-Style interpretiert und kommt „vor allem beim Kölner Publikum sehr gut an“. Und von Tag eins an quasi ausverkauft ist der Schokoladenkuchen mit weißem Kaffeeeis.
Für die Vorweihnachtszeit hat sich Werner bewusst gegen die Gans entschieden. Stattdessen will er seine Gäste mit anderen Winterklassikern überraschen, denen er jedoch besondere Noten verleiht. Die Fasanenessenz bestückt er mit Maronen-Pfannkuchenstreifen, zum Eifeler Hirschkalbrücken reicht er Calvados-Blaukraut und eingelegte Abatebirnen. Als Dessert hat er sich Christstollenhalbgefrorenes mit weißem Glühweineis ausgedacht.
Ein Menü muss hier übrigens niemand bestellen. „Alle Gerichte gibt es wie früher im Gasthaus“, sagt Werner. Die Auswahl auf der Karte ist dankenswerterweise überschaubar: Zwei Suppen, fünf Vorspeisen (sechs bis 21 Euro), vier Hauptgerichte (zwischen 24 und 35 Euro) und dreierlei Desserts. Der Sonntagabend könnte im Augustin zu regelmäßiger Überfüllung führen, denn die wenigsten Kölner Restaurants halten beide Wochenendtage offen.
Werner, der sich mit der Entscheidung für den zweiten Betrieb vier Monate Zeit ließ, ist nach den ersten Wochen sehr glücklich: „Es ist weniger stressig als ich annahm. Alles hat sich recht schnell eingefügt. Und mein Gefühl sagt mir jetzt, dass ich mich so langsam wieder auf das ‚astrein‘ konzentrieren und das Team im Augustin machen lassen kann“. Ob irgendwann noch ein drittes Lokal folgen wird, will er derzeit nicht beantworten. Naheliegend wäre es allerdings: Das Augustin ist nach seinem ersten Kind benannt. Ob irgendwann noch Lilly am Kölner Gastrohimmel auftaucht – das steht in den Sternen, liegt aber im Rahmen des Möglichen.
Restaurant Augustin
Dagobert-Str. 32, 50668 Köln
Geöffnet:
dienstags von 18 bis 22 Uhr
mittwochs bis samstags von 12 bis 14 Uhr und von 18 bis 22 Uhr
sonntags von 17 bis 22 Uhr