Porridge : Heißer Brei
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Haferflocken werden heute vor allem von den Ernährungsbewussten geschätzt. Bild: Colourbox.com
Das Frühstück, die wichtigste Mahlzeit des Tages, kommt oft zu kurz. Ausgerechnet der einst verhasste Haferschleim könnte das ändern – neu verkauft als Porridge.
Hipper Name, steigende Nachfrage. Auch Essbares unterliegt diesem Werbeprinzip. „Hip“ bedeutet häufig nichts anderes als „englisch“. Mit diesem Kniff verwandelt sich das banalste Gericht in begehrenswertes Trend-Food. Haferbrei oder, noch unappetitlicher, Haferschleim ist so ein Fall. Allein der Klang erstickt jede Lust, mit aufgekochten Getreideflocken in den Tag zu starten, im Keim. Haferbrei. Nicht selten weckt der Name Assoziationen an die Kindheit. Schon damals konnte man das blasse Beige und die pampige Konsistenz nicht ausstehen. Jede Löffelbewegung geriet zur Qual, das pappige Mundgefühl und der fade Geschmack taten ihr Übriges.
Wie viel angenehmer klingt da das englische Porridge oder das amerikanische Oatmeal. Unter diesen Namen feiert der warme Haferbrei zurzeit sein Comeback. Als Instantvariante hält er Einzug in die Drogerie- und Supermärkte, in Cafés und auf den heimischen Frühstückstischen ist er frisch zubereitet wieder ein gerngesehener Gast. Doch was macht den Kindheitsgraus auf einmal so attraktiv? Vielleicht seine schnelle Zubereitung? Die Tatsache, dass Haferflocken fast nichts kosten und man sie überall bekommt?
Seine Wandelbarkeit macht den Haferbrei beliebt
Wenn man sich durch die unzähligen Porridge-Rezepte in deutschen Foodblogs klickt, wird schnell klar, dass es vor allem seine Wandelbarkeit ist, die Haferbrei hierzulande wieder so beliebt macht: Porridge mit Beeren und Pistazien, mit Banane und Erdnussbutter oder Mandelmilch, Äpfeln und Zimt. Wie ein Pizzateig lässt sich der Getreidebrei nach Lust und Laune belegen. Im Berliner Café „Haferkater“ wechseln die Toppings genannten Zugaben – Nüsse, Beeren und andere Früchte – monatlich. Zurzeit im Angebot: Sonnenkater, Knusper- und Naschkater. Dahinter verbirgt sich etwa Porridge mit gebratenen Äpfeln, Datteln und Honig oder Mandeln, Cashews, Zedernkernen und Ahornsirup.
Inhaber Leandro Burguete hat in London gelebt und Haferbrei dort als modernes Gericht kennengelernt: „Leider verwendet man in England vor allem Instant-Porridge mit viel Zucker. Dabei ist es gar nicht nötig, Zucker dran zu tun.“ Burguete hat beschlossen, es besser zu machen, und mit Freunden im August vergangenen Jahres einen kleinen Laden eröffnet, hinter dessen Theke sie das Porridge frisch zubereitet verkaufen. Für Jutebeutel-, aber auch Anzugträger, die auf dem Weg zur Uni oder der Arbeit die belebte Boxhagener Straße in Friedrichshain entlangkommen, eine willkommene Alternative zum Schokocroissant aus der Bäckerei.
Im „Haferkater“ wird das Porridge mit Wasser gekocht. So ist es in Schottland, seinem Ursprungsland, Tradition. Weil die Haferkörner mit der Getreidequetsche portionsweise zu frischen Flocken verarbeitet werden, braucht es für ein cremiges Porridge keine Milch. Burguete vergleicht das Haferkorn gern mit einer Kaffeebohne, die nur frisch gemahlen ihr volles Aroma entfaltet. Anders als Kaffee wird Hafer aber erst geröstet, nachdem er gequetscht wurde. „Frisch geflockt“, sagt Burguete, „wird Hafer sonst schnell bitter.“ Auch wenn man keine Getreidequetsche zu Hause hat und Porridge mit handelsüblichen Haferflocken kocht, empfiehlt der „Haferkater“-Inhaber, das Getreide in der Pfanne leicht anzurösten und für die Cremigkeit etwas Milch zu verwenden.