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Milchalternative aus Erbsen : Schmeckt das?

Diese Pflanzen seien in der Lage, mittels der Bakterien an ihren Wurzelknöllchen Stickstoff aus der Luft zu binden und im Boden anzureichern. Das steigert die Bodenfruchtbarkeit und erübrigt den Einsatz von künstlichem Dünger, denn der angereicherte Stickstoff ist auch für andere Pflanzen nutzbar. Da Leguminosen in der Forschung lange vernachlässigt wurden, besteht nach Maaß' Meinung enormer Nachholbedarf bei den Neuzüchtungen. Nur so könne die Ertragssicherheit verbessert und die Erbse als Feldfrucht wieder attraktiver werden.

Ihre Umweltbilanz ist heute schon attraktiv: Im Vergleich zu Kuhmilch werden für die Herstellung des Erbsendrinks etwa fünfzehnmal weniger CO2-Äquivalente benötigt. „Den ökologischen Fußabdruck genau zu bestimmen ist allerdings schwierig. Vor allem technische Fragestellungen müssen noch beantwortet werden“, merkt eine Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums an. Dazu gehörten beispielsweise die eindeutige Zuordnung von Treibhausgas- und Transportemissionen zum Endprodukt. Den Wasserverbrauch schätzen die Vly-Gründer zehnmal geringer als bei der Herstellung von Kuhmilch. „Die Landnutzung beträgt ein Fünftel im Vergleich zu Kuhmilch“, sagt Hartmann. „Dieser Wert basiert auf dem konservativen Ende der Einschätzung eines Erbsenproteinherstellers.“

Frei von den häufigsten Allergenen

Die Gründer des Berliner Start-ups wollten nicht nur einen veganen Trend bedienen, sondern eine nachhaltige und gesunde Alternative zu Milch schaffen. „Erbsenprotein ist grundsätzlich sehr gesund, auch wenn wichtige Aminosäuren wie Methionin nur in sehr geringem Maße enthalten sind“, sagt Andreas Pfeiffer. Ob pflanzliches Protein jedoch gesünder sei als tierisches, dafür sei die Datenlage aktuell noch unzureichend, so der Endokrinologe. „Wenn man proteinreich essen will, ist es sicher eine Strategie für die Zukunft, weil die Probleme der tierischen Ernährung und die Umweltprobleme vermieden werden.“

Die Erbsendrinks enthalten zwischen 2,5 und 6,2 Prozent Protein und haben damit einen ähnlich hohen Proteingehalt wie Kuhmilch. Die aufgenommenen Proteine werden vom Körper in Aminosäuren aufgespalten. Erbseneiweiß ist reich an Lysin und eignet sich daher, bei einer rein pflanzlichen Ernährung das Aminosäurenprofil auszugleichen. Im Vergleich zu tierischen Produkten kommt der Pflanzendrink ohne gesättigte Fettsäuren aus.

Auch die in Erbsen so zahlreich enthaltenen Ballaststoffe, welche die für Leguminosen so charakteristischen Blähungen verursachen, wurden bei der Herstellung des Erbseneiweißes entfernt. „Erbsenmilch ist frei von den häufigsten Allergenen wie Laktose, Gluten, Soja oder Nüssen, das hatten wir gar nicht auf dem Schirm“, sagt Hartmann. Nur auf „Erbsenmilch“ umzusteigen, hält er aber nicht für sinnvoll. „Wenn der Konsum nicht einseitig wird und man solche Produkte stattdessen nutzt, um mehr Abwechslung in die eigene Ernährung zu bringen, dann ist so etwas hervorragend geeignet“, stimmt Lebensmittelchemiker Sascha Rohn zu.

Und wie schmeckt die „Erbsenmilch“ nun? Die Pflanzendrinks sind leicht süß und erinnern ein wenig an Vanillepudding. Die ungesüßte Variante, die mit 6,2 Prozent den höchsten Proteingehalt der drei Sorten hat, schmeckt noch am ehesten pflanzlich, wenn auch nicht unbedingt nach Erbsen. Im August bringt Vly seinen Pflanzendrink mit neuer Rezeptur heraus, angereichert mit Vitaminen, außerdem eine Schokomilch. Nächstes Jahr kommt der Joghurt, danach der Quark und dann noch weitere Zukunftshoffnungen.

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