Kellermeister im Gespräch : „Neuseelands Weine haben mehr Tricks drauf, als manche denken“
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Kellermeister: Heather Stewart und Stewart Maclennan Bild: Peter Badenhop
Mit Sauvignon Blanc hat der Inselstaat am anderen Ende des Globus die Weinwelt erobert. Mit den Kellermeistern Stewart Maclennan und Heather Stewart vom Gut Saint Clair haben wir ein paar Tropfen aus der Alten und der Neuen Welt probiert.
Wie sinnvoll ist es eigentlich, Flaschen mit Wein einmal um den halben Globus zu schippern, um sie dann auf einem Kontinent zu verkaufen, der selbst Unmengen von Wein produziert?
Stewart: Schwierige Frage. Aus ökologischer Sicht ist das natürlich problematisch. Auf der anderen Seite sind die Weintrinker in aller Welt so leidenschaftlich interessiert an neuen und anderen Rebsorten und Stilen, dass der internationale Markt, wie es ihn heute gibt, gar nicht mehr wegzudenken ist. Die Leute wollen die Auswahl haben, und wir Neuseeländer sowieso. Wir sitzen hier gewissermaßen in der hintersten Ecke des Erdballs und hätten gar keine Chance, andere als unsere eigenen Weine zu trinken, wenn sie nicht mit dem Schiff zu uns kommen würden. Bis vor ein paar Jahren war es wirklich sehr schwierig, hier einen guten deutschen, österreichischen oder chilenischen Wein zu bekommen. Das ist heute zum Glück anders.
Maclennan: Ja, aber ganz abgesehen davon: Wir Neuseeländer als kleine Nation sind auf den Export angewiesen. Das ist beim Wein nicht anders als bei Schaf- und Rindfleisch, Milchprodukten oder Obst und Gemüse. Zum Glück haben wir mit unserem Sauvignon Blanc ein besonders eigenständiges Produkt, das international seinen Platz hat.
Wäre es denn eine Option, den neuseeländischen Wein erst in Europa in Flaschen zu füllen, um zumindest den Transport der Flaschen zu verringern?
Maclennan: Es gibt Produzenten, die das tun. Aber je hochwertiger ein Wein ist, desto schwieriger wird das.
Stewart: Grundsätzlich stellen alle Produzenten hier solche Überlegungen an. Denn die Transportkosten sind enorm und machen es uns mitunter schwer, konkurrenzfähig zu bleiben.
Sind deshalb die meisten neuseeländischen Weinproduzenten so groß?
Stewart: Ja, vor allem um in den unteren Preissegmenten konkurrenzfähig zu sein, muss man in großem Maßstab produzieren.
Sie haben gesagt, der neuseeländische Sauvignon Blanc sei besonders eigenständig. Warum?
Maclennan: Sauvignon Blanc ist eine Rebsorte, die sehr frische Weine mit ausgeprägter Frucht hervorbringt, Weine, die sehr zugänglich und geeignet für „easy drinking“ sind, für einen entspannten Genuss. Und in Neuseeland bekommt die Traube einen so eigenen, ausgeprägten Charakter, dass Weintrinker in aller Welt ihn sofort erkennen.
Stewart: Neuseeländischer Sauvignon ist nicht subtil und zart, sondern intensiv und sehr aromatisch, extrem fruchtig und saftig. Aber am besten probieren wir mal einen: Ich habe hier den Saint Clair „Origin“, unseren Einstiegs-Sauvignon-Blanc.
Maclennan: Er zeigt wunderbar, wofür Neuseeland generell und das Anbaugebiet Marlborough speziell stehen: eine fruchtige Nase mit Stachelbeer-, Grapefruit- und Maracuja-Aromen und dazu typische, eher grün-vegetative Noten.
Mir fallen vor allem die Frische und die markante Säure auf.
Maclennan: Wir haben bei Saint Clair einen eigenen Stil entwickelt, der etwas weniger auf diese typischen grünen und grasigen Noten und mehr auf tropische Fruchtaromen von Melone und Passionsfrucht, aber auch Schwarze Johannisbeere setzt. Es ist immer noch ein typischer neuseeländischer Sauvignon Blanc, aber einer mit einer leichten Nuancierung.
Stewart: Das ist ein Ausdruck unserer Böden, die etwas mehr Fülle und eine gewisse salzige Mineralität in den Wein bringen und ihm so einen eigenständigen Charakter geben. Das hat mit den Subregionen in Marlborough zu tun, die recht unterschiedlich beschaffen sind. Die Trauben dafür kommen von Flächen nahe am Meer mit sehr reichhaltigen Böden – und das merkt man.