175 Jahre Julius Maggi : Der Pionier, der das Würzen revolutionierte
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Julius Maggi als junger Mann um 1880 Bild: dpa
Vor 175 Jahren wurde der Urvater der Flüssigwürze und des Brühwürfels geboren. Julius Maggi hat mit der Flasche mit gelb-roten Etikett eine neue Art des Würzens erschaffen – doch sein Name sprach sich eigentlich anders aus.
„Hausfrauen, es ist nie zu spät, um zu verbessern!“ Ein paar magische Tropfen könnten jede fade Suppe oder Soße retten – so warb Maggi in den Dreißigerjahren für seine Flüssigwürze. Bis heute gehört sie in unzähligen deutschen Küchen zur Grundausstattung wie Salz und Pfeffer.
Namensgeber ist der Erfinder, der Schweizer Julius Maggi, der vor 175 Jahren geboren wurde. Maggi ist auch der Urvater des Brühwürfels und einer der Pioniere der industriellen Lebensmittelproduktion. „Er war ein umtriebiger Unternehmer“, sagt Albert Pfiffner, Archivchef des Schweizer Nahrungsmittelriesen Nestlé, zu dem Maggi seit 1947 gehört.
Vielen nicht bekannt: Der Namensgeber wurde gar nicht so ausgesprochen, wie man es heute tut. Julius Maggi war der Sohn eines italienischen Einwanderers, das Doppel-G seines Namens also eigentlich als weiches „Madschi“ ausgesprochen. In vielen Ländern pflegt man noch heute die italienische Aussprache des Firmennamens.
Günstige Nahrung für Arbeiter
Julius Maggi wurde 1846 in Frauenfeld unweit des Bodensees geboren. Sein Vater brachte es mit einer Mühle zu einigem Wohlstand. Als der Sohn das Unternehmen mit 23 Jahren übernahm, kam im Zuge der Industrialisierung aber immer mehr günstiges Getreide aus dem Ausland. Maggi ersann neue Produkte. Inspiriert von einem Arzt wollte er preiswerte Nahrung für Arbeiter herstellen und begann mit Mehlen aus eiweißhaltigen Hülsenfrüchten, sogenannten Leguminosen.
Maggi war so begeistert, dass er eine Tochter Leguminosa nennen wollte, was seine Frau gerade noch verhindern konnte. Zum Glück: „Die Leguminosen waren ein Flopp“, sagt Pfiffner. Unbeirrt machte Maggi aber weiter. Er brachte die etwas erfolgreicheren Suppenmehle aus Erbsen und Bohnen auf den Markt. Das schweizerische Nationalmuseum spricht von Maggis stürmischer Energie und Experimentiersucht.
Den unternehmerischen Durchbruch schaffte Maggi 1886 mit der Flüssigwürze, einer Weltneuheit. Schon ein Jahr später begann die Abfüllung in einem Werk im deutschen Singen unweit des Bodensees, wo bis heute Maggi-Würze hergestellt wird. 240.000 Flaschen sind es täglich, die in 21 Länder exportiert werden. Weitere Werke gibt es heute in China, Polen, Kamerun, Elfenbeinküste und Mexiko.
Selbst in der Kunst Inspiration
Statistisch verbraucht jeder deutsche Haushalt gut einen halben Liter Maggi-Würze im Jahr, geht aus einer Verbrauchererhebung hervor. Das Saarland ist nach Angaben von Nestlé Maggi-Hochburg, mit 812 Millilitern Verbrauch pro Haushalt im Jahr. Ein Kringel Fleischwurst mit vier Flaschen Maggi statt Kerzen darauf ist als „saarländischer Adventskranz“ bekannt.
Julius Maggi brachte nach der erfolgreichen Flüssigwürze weitere Produkte heraus, 1908 den legendären Brühwürfel als schnelle Basis für Mahlzeiten aller Art. Auch im Marketing war Maggi Pionier. Als einer der ersten Unternehmer richtete er eine Werbeabteilung ein. Der später berühmte Dichter Frank Wedekind textete einst für Maggi: „Wie dem Leben Poesie/Fehle Maggi's Suppen-Nahrung/Maggi's Speise-Würze nie!“
Der Maggi-Brühwürfel hat den Maler Picasso inspiriert: Er verewigte ihn 1912 in seinem Werk „Paysage aux affiches“. Joseph Beuys verwendete die Maggi-Flasche 1972 für sein Objekt „Ich kenne kein Weekend“. Die Flasche mit dem gelb-roten Etikett hat Maggi selbst entworfen. An dem Design hat sich in gut 130 Jahren wenig geändert.
Auch am Rezept nicht, das heute je nach Absatzmarkt ein bisschen angepasst wird. Grundbestandteile sind pflanzliches Eiweiß, Wasser, Salz und Zucker, dazu kommen Aromen und Hefeextrakte. Viele Menschen fühlen sich an das Würzkraut Liebstöckel erinnert, das kurioserweise heute auch Maggi-Kraut heißt. Es gehört aber nicht zu den Zutaten.
Die genaue Zusammensetzung und Herstellung sind Betriebsgeheimnis. Schon Maggi hütete das Rezept aus Angst vor Industriespionage in einem Tresor. Nestlé hat ein Originaldokument dazu in Maggis Handschrift. Der Erfinder starb 1912 mit 66 Jahren.