
Besuch in Hospiz Alm : High Noon in St. Christoph
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Die Umgestaltung des Kellers bildet nur den Anfang des Masterplans des Wiener Unternehmers, der auch die Ruby-Hotelkette mitbegründet hat, und der derzeit an 5700 Hotelzimmern europaweit beteiligt ist. Die Baustufe 1, die Renovierung der Alm, die er als „die schönste und charmanteste Skihütte der Welt“ bezeichnet, ist abgeschlossen. Wo sich früher Holzkisten und Kartons stapelten, Flaschen aus Platzmangel sogar an der Decke befestigt werden mussten, herrscht heute klare, strukturierte Ordnung hinter Glas und an den Kellerwänden. Die erste augenscheinliche Neuerung ist, dass Gäste, die nicht exklusiv von Alexander Pale oder seinem Vater Karl-Heinz, hier Chefsommelier seit 1988, durch den Keller geführt werden, durch einen neuen gläsernen Kubus von außen in die Schatzkammer blicken können. Auf dem Weg zur Toilette biegt man ab und hat das Gefühl zwischen all den Edel-Flaschen zu stehen. Dies, wie die gesamte Neugestaltung des Kellers, hat Soravia dem Wiener Architekten Gregor Eichinger übertragen. „Er ist einfach der Beste, wenn es um die Inneneinrichtung gastronomischer Konzepte geht“, schwärmt Soravia von Eichingers klarer Ästhetik.
Eröffnet wurde die acht Monate renovierte Hospiz Alm pünktlich zu Weihnachten 2022. Zum großen Fest mit 450 Gästen im Januar wurde dann auch der neu gestaltete Keller der Öffentlichkeit präsentiert. Mit zwei Degustationsräumen, die schick und modern gestaltet sind, aber dennoch eine edle Gemütlichkeit ausstrahlen. Das Altholz wurde aus Tirol und Vorarlberg zusammengetragen. Als Highlight im Keller gilt der sogenannte Adi Werner’s Wine Dome: Man muss sich einen Rundbau vorstellen, der die Edelflaschen angemessen präsentiert, und trotz seiner frischen 15 Grad so feierlich wirkt wie ein sakraler Raum mit einem Altar in der Mitte. An diesem langen Tisch wird jedoch kein Messwein gereicht, sondern Grand Cru der namhaftesten Chateaus geöffnet.
Und während es die 450-köpfige Festgemeinde über zwei Tage bei tiefem Schneetreiben krachen ließ, läuft die komplette Sanierung des Hotels und werden im Hintergrund die Baustufen 3 und 4 des Großprojekts in Angriff genommen. Das Hotel mit dem markanten rosafarbenen Anstrich, dem spitzen Turm, den Dachgauben, der Kapelle, liegt gerade hinter Bauzäunen. Im Dezember 2023 soll das historische Hotel wiedereröffnet werden. Zwei neu errichtete Hotel-Bauten, für die Soravia das Düsseldorfer Architekturbüro Ingenhoven gewinnen konnte, werden später fertiggestellt. Ein Dorfplatz, ein weiteres 4-Sterne-Plus-Hotel, Restaurant plus Mitarbeiterhaus sollen folgen. So die Vision Soravias, der im Moment verhandelt, die Straße, die das Hotel von der Skipiste und der Alm trennt, zu untertunneln. „In sechs bis sieben Jahren sind wir fertig“, sagt Soravia selbstbewusst, der in der 140-jährigen Geschichte seines Familienunternehmens bei Quartierserschließungen schon öfter ganze Autobahnen und Bahnhöfe in Metropolen hat überplatten lassen. „Ich bin ganz zuversichtlich, dass das auch in St. Christoph klappt.“
Wie passen diese großen Visionen an diesen kleinen Ort? In einer Zeit, in der Skitourismus ohnehin überall infrage gestellt wird. Soravia ist davon überzeugt, dass am Arlberg auch in 50 Jahren noch genügend Schnee fallen wird. Außerdem plant er, sobald das neue Hospiz-Hotel eröffnet ist, auch in den Sommerbetrieb einzusteigen. Erwin Soravia, der seit 40 Jahren an den Arlberg kommt, glaubt an St. Christoph, „an das schönste Skigebiet der Welt“ und das Markenzeichen der Hospiz-Alm.