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Weingut Andreas Laible : Der Sonnenkönig hat abgedankt

  • -Aktualisiert am

Andreas Laible baut zum größten Teil Rieslinge und Burgunder an. Bild: Weingut Andreas Laible

Kaum acht Hektar bewirtschaftet Andreas Laible in der Ortenau, doch die haben es in sich: Was er aus dem Bühl und dem Schellenberg in die Flasche füllt, gehört zu den Glücksmomenten des badischen Weinbaus. Die Kolumne Geschmackssache.

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          Eine kleine Quizfrage: Wie lang ist die Badische Weinstraße, fünfzig, hundert oder 570 Kilometer? Man mag es kaum glauben, aber sie ist tatsächlich so lang wie die Strecke von Frankfurt nach Turin, übertrifft damit die Mutter aller deutschen Weinstraßen in der Pfalz um nahezu das Siebenfache und kann sich des Titels der längsten aller Weinstraßen in Deutschland rühmen. Schuld daran ist die verstreute Topographie der badischen Anbaugebiete zwischen Bergstraße und Bodensee, Kraichgau und Kaiserstuhl, Murg und Markgräflerland, durch die sich Badens Weinstraße wie ein Ariadnefaden schlängelt.

          Noch eine Quizfrage: Wo genau in diesem Flickenteppich liegt die Ortenau, Heimat des legendären Landvogts Otto von Ochsenstein? Um es kurz zu machen: ziemlich genau in der Mitte, denn sie umfasst die Quertäler des Rheins zwischen Baden-Baden und Lahr, die sich tief in die Flanken des Schwarzwalds bohren und dabei beste Steillagen für den badischen Wein schaffen. Und eine dritte Quizfrage: Was wäre die Ortenau ohne die Familie Laible? Das wollen wir lieber gar nicht wissen.

          Seit 1672 betreiben die Laibles, die seit fünf Generationen Andreas mit Vornamen heißen, Weinbau in der Durbacher Spitzenlage Am Bühl, wahrscheinlich sogar noch viel länger, doch darüber gibt es seit den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges keine genaue Erkenntnis mehr. Allerdings wurde erst der Vater des aktuellen Andreas Vollerwerbswinzer und nebenbei zum Ortenauer Qualitätspionier, der sich von der genossenschaftlich organisierten Selbstgenügsamkeit des Durbachtals nicht anstecken ließ, sondern das Familiengut gemeinsam mit seinem Sohn 2001 in den Verband der Deutschen Prädikatsweingüter führte. Seit sechs Jahren verantwortet der fünfte Andreas die Geschäfte allein, und auch er hat dem Ruf der Ortenau seither nicht gerade geschadet.

          Winzer Andreas Laible genießt mit seiner Frau Petra im Weinberg ein Glas Wein.
          Winzer Andreas Laible genießt mit seiner Frau Petra im Weinberg ein Glas Wein. : Bild: Weingut Andreas Laible

          Nichts anderes als Winzer wollte Andreas Laible schon immer werden. So groß war seine Ungeduld, dass er sich ein Studium in Geisenheim sparte, stattdessen eine Lehre als Weinbautechniker in Weinsberg absolvierte, gleich danach zu Hause mit anpackte und alles daransetzte, seine Rebfläche um die besten Weinberge des Tals zu arrondieren. Inzwischen bewirtschaftet er knapp acht Hektar in den Großen Lagen Am Bühl und Stollenberg, lässt gerade mit dem Hespengrund seinen dritten Wingert als Große Lage klassifizieren, baut zum größten Teil Rieslinge und Burgunder an und daneben aus Experimentierlust auch Muskateller, Scheurebe, Traminer und Sauvignon Blanc, keltert fünfzigtausend Flaschen im Jahr und gewinnt mit ihnen Preise im Akkord. Ehrenurkunden der Deutschen Landwirtschaftskammer, Goldmedaillen des Concours des Grands Vins Blancs du Monde, Auszeichnungen aller bedeutenden Weinführer schmücken in Petersburger Hängung die Wände seiner kleinen unprätentiösen Probierstube – aber nicht nur sie: Eine ganze Wand ist Kinderzeichnungen vorbehalten, die der Nachwuchs seiner Kunden während der elterlichen Weinproben angefertigt hat.

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