Im Dschungel der 100 Punkte
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Am besten nimmt man den Wein, den man selbst am ehesten genießen kann. Bild: Picture Alliance
Weinbewertungen sind relativ, meint unser Wein-Kolumnist. Heute werden leider zu viele Weine mit 90 und mehr Parker-Punkten bewertet, aufgrund ihres außergewöhnlich komplexen Charakters.
Die Bewertung von Weinen nach Art des 100-Punkte-Systems, vor 45 Jahren durch den amerikanischen Weinkritiker Robert M. Parker Jr. eingeführt, hat sich längst weltweit etabliert. Das numerische Verdikt, hinter dem in der Regel eine detaillierte Verkostungsnotiz mitsamt Wissenswertem über Herkunft, Kultur und Bauart des Weines steht, ist ein Anhaltspunkt dafür, was die punktende Kritik von dem Wein hält – im Kontext vergleichbarer Angebote. Jeder, der einmal fünf Grauburgunder nebeneinander probiert hat, wird danach sagen können, welcher der Weine besser gefallen hat und welcher weniger. Womöglich kann man es sogar begründen.
Jedenfalls könnten Sie die Weine mit Schulnoten zwischen „sehr gut“ (1) und „ungenügend“ (6) bewerten. Das zeigt Ihre Präferenzen, auch ohne dass Sie Ihre Kostnotiz nochmals durchlesen müssten. Manche Notiz liest sich zwar gut, doch am Ende steht eine langweilige 3 für „befriedigend“. Also weder gut noch schlecht. Würden Sie einen solchen Wein kaufen, den Sie mit „3“ bewertet haben – oder die internationale Weinkritik mit dem Äquivalent von 80 bis 84 Punkten? Wohl kaum, wenn nicht allein der Preis Sie lockt.
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