Wein aus Dosen und Kartons : Es muss nicht immer Glas sein
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Wein aus Dosen: Auswahl der Firma „Djuce Wines“ Bild: Gerald Franz
Die Flasche passt gut zum Wein, hat aber auch Nachteile: zu groß, zu schwer, zerbrechlich. Ein Blick auf ungewohnte Aufbewahrungsalternativen.
Glas verhält sich neutral zum Wein. Und beim Verschluss kann der Winzer entscheiden, was am besten zum Inhalt passt: etwa Korken, Schrauber oder Glasstopfen. Doch Glasflaschen verursachen auch Probleme. Ihre Ökobilanz lässt zu wünschen übrig. Nicht für jeden Anlass ist das Dreiviertellitergebinde optimal geeignet. Und zurzeit sind die Behälter knapp und teuer geworden. Doch wer sucht, findet Alternativen. Vorab: Viele der Weine in den unüblich anmutenden Gebinden schmecken sehr ordentlich.
Für viele Situationen ist eine Flasche Wein unpraktisch: zu groß, zu schwer, zerbrechlich. Außerdem wird Zubehör wie Gläser und Korkenzieher benötigt. Getränkedosen, zumal mit überschaubaren 250 Milliliter Inhalt, machen das Leben leichter. Und sind nahezu unkaputtbar. Obwohl der Markt für Weindosen in Deutschland bisher schwer bespielbar war, hat sich ein neuer Anbieter an den Start getraut. „Djuce Wines“ heißt das Unternehmen, das ein Dutzend Weine aus verschiedenen Ländern und Rebsorten in Büchsen füllen will. Fünf sind aktuell erhältlich.
Recherche vonnöten
Während der Provence-Rosé nett, aber etwas langweilig schmeckt, gefällt der Riesling aus der Pfalz mit Steinobst- und viel Grapefruitaroma schon recht gut. Auch einen Nischenwein gibt es im Nischengebinde, einen Orange-Wine aus Österreich. Der orangefarbene und unfiltrierte Wein schmeckt nach herber Frucht, leicht würzig, frisch und gefällt ziemlich gut. Wie die beiden anderen stammt er aus dem Jahrgang 2021. Wer sich allerdings auch für Anbaugebiet oder Rebsorten interessiert, muss im Internet recherchieren. Die Dosenoberfläche ist weitgehend für ein knallbuntes Design reserviert. Und ist Aluminium nachhaltig? Der Hersteller verspricht jedenfalls eine CO2-Ersparnis von 79 Prozent gegenüber Glasflaschen, auf den Liter gerechnet.
Gerade im Sommer wird Wein gern auch mit Mineralwasser gemischt: herb, spritzig, durstlöschend. Klar kann man auch selbst mixen, doch dann steht eben wieder eine angebrochene Flasche Wein im Kühlschrank. Außerdem mag nicht jeder Gläser, Wein- und Sprudelflaschen an den Baggersee schleppen. Die fertig gemischte Weinschorle hat selbst zu Hause ihren Reiz. Bis auf den Alkohol ist alles wie bei einer Limo: Kühlschrank auf, ein Flaschenöffner reicht, und direkt aus der Pulle schmeckt der Drittelliter am besten.
„Rheinmixe“ heißt die so verpackte Riesling-Weinschorle vom Weingut Loos am Mittelrhein. Die trockene Ausführung schmeckt leicht nach Steinobst und Limettenzeste, erfrischt und wirkt trotz des trockenen Weins nicht zu sauer. Es gibt die Schorle, auf der eine Nixe abgebildet ist, auch mit lieblichem Riesling. Wegen des Sprudelwassers schmeckt diese zwar nicht direkt süß, aber nicht ganz so knackig-frisch.
Gebinde für die Grillparty
Spielen die kleinen Gebinde ihre Stärken für den schnellen Feierabendwein oder zum Mitnehmen voll aus, braucht es für die Grillparty das genaue Gegenstück: den Inhalt mehrerer Weinflaschen in einem Gebinde. Das ist verhältnismäßig günstiger. Nebenbei entfällt das Entkorken von Einzelflaschen, und wegen des größeren Volumens bleibt der Wein auch länger kalt. Hier gibt es gleich mehrere Möglichkeiten.
Eineinhalb Liter Inhalt, oben ein Henkel, unten ein Zapfhahn – unprätentiöser geht es nicht. „Pouches“ nennen sich diese aufstellbaren Kunststoff-Beutel. Gesichtet wurden Pouches hierzulande bislang nur von einem Abfüller, der Kellerei Reh Kendermann. Der „Fruity White“ genannte 2020er-Rivaner der Marke Black Tower schmeckt ziemlich süß nach gelbem Apfel, etwas Zitrus, pflanzlichen Tönen und Dosenfrüchten. Nicht ganz das Wahre, trotz der praktischen Verpackung.
Im Weinfass aus Pappe
Weinschläuche mit Kartonummantelung – „Bag in Box“ genannt – sind gerade bei Weinhandelsketten verbreitet und längst kein Geheimtipp mehr. Meist befinden sich darin ordentliche, fruchtig gekelterte Gewächse. Das italienische Weingut Torri Cantine hat dagegen einen im Holzfass ausgebauten Rotwein in einen Dreiliter-Schlauch gefüllt und diesen in ein kleines Papp-Weinfass gesteckt, „Bag in Tube“ genannt. Sieht nicht nur nett aus; der 2019er-Montepulciano d’Abruzzo schmeckt auch gut nach Holunder, Brombeere und zarten Röstaromen. Der Holzeinsatz ist nur minimal spürbar, gibt dem süffigen Biowein aber etwas Struktur.
Wer vergleichen möchte: Torri Cantine füllt auch einen 2021er-Montepulciano d’Abruzzo ohne Holzausbau in ein normales, eckiges „Bag in Box“. Die Handhabung ist die gleiche wie beim Minifass: Zapfhahn ausstellen, Sicherung entfernen, Wein einschenken. Der Geschmack des Biorotweins geht hier Richtung dunkle Beeren und Sauerkirsch, das Tannin ist körnig und etwas unstrukturiert. Überschaubare Säure, wärmend, fruchtbetont, ordentlicher Trinkwein. Im Drei- oder Fünf-Liter-Karton erhältlich.
Bezogen auf den Inhalt, kommen diese Gebinde mit wenig Umverpackung aus. Doch sind sie jenseits von Grillpartys nicht viel zu groß? Das hängt natürlich davon ab, ob auch sonst gern mal eine Karaffe Wein auf den Tisch gestellt wird. Allerdings ziehen sich Weinschläuche und die kleineren Pouches beim Zapfen zusammen, sodass der Kontakt mit Sauerstoff minimiert wird. So sollte der Wein mehrere Wochen trinkbar bleiben; kühle Aufbewahrung empfiehlt sich.
Auch der britische Weinimporteur Ehrmanns experimentiert bei seiner Marke Beefsteak Club mit unkonventionellen Verpackungen. Darunter findet sich auch eine flache, kantige Flasche aus etwas wabbeligem Kunststoff, die auf den ersten Blick nicht gerade an Wein erinnert. Aus recyceltem PET, leicht, stapelbar, lauten einige der Argumente der Firma. Der Inhalt, ein 2021er-Malbec aus Argentinien, ist in anderen Gebinden bereits erhältlich. Aus der Dose duftet dieser leicht fleischig und nach dunklen Beeren, am Gaumen zeigen sich außerdem Noten von Lakritz und Espresso sowie ein kräftigeres Tannin. Als Solist etwas zu intensiv, braucht es für diesen Wein tatsächlich ein Beefsteak oder eine andere herzhafte Speise. Vermutlich unabhängig davon, aus welchem Gebinde der Malbec letztendlich eingeschenkt wird.