„Der Veganismus-Hype hat eine neue Liebe zum Fleisch ausgelöst“
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Fleisch ja, aber nicht mehr täglich: Die Gruppe der Flexitarier wird immer größer. Bild: Getty
Die Forscherin Hanni Rützler analysiert die Veränderungen unserer Esskultur. Im Interview spricht sie über „Snackification“, eine Zukunft ohne Müll – und erklärt, warum sie nicht von einer veganen Leitkultur überzeugt ist.
Frau Rützler, Sie haben sich nicht zuletzt mit dem alljährlichen „Food Report“ einen Namen gemacht, der die Veränderungen unserer Esskultur aufzeichnet, entlang der gesamten Lebensmittelkette: Landwirtschaft, Industrie, Handel, Gastronomie, Konsumenten. Eine Aussage aus dem jüngsten, gerade erschienenen Report: Mahlzeiten, wie wir sie kennen, werden abgelöst durch das Phänomen der „Snackification“. Wie muss ich das verstehen?
Snacks an sich sind nichts Neues. Vor zwanzig Jahren galten sie als schnelle Lösungen für Heißhungerattacken. Was sich seitdem verändert hat, ist unser Verständnis für diese Minimahlzeiten. Snackification beschreibt einerseits die Auflösung traditioneller Mahlzeitenstrukturen und Menüs, andererseits die Aufwertung von Zwischenmahlzeiten, die nicht mehr aus klassischen süßen oder salzigen Snacks bestehen, sondern – im Idealfall frisch zubereitete – Minimahlzeiten sind, sogenannte „Mimas“. Poke-Bowls sind dafür das typische Trendphänomen. Aber es können sich im Zuge dieser Entwicklung auch viele andere Speisen in Mimas verwandeln. Weil sie alltagstaugliche Antworten auf das schnellere, mobilere und flexiblere Leben geben. Besonders deutlich wird das beim Mittagessen. Es war in unserem Kulturraum jahrhundertelang die Hauptmahlzeit mit der in Stein gemeißelten Dreieinigkeit Vorspeise, Hauptspeise, Nachtisch. Inzwischen steht diese Dreieinigkeit wie ein Mammut im digitalen Arbeitsfluss und passt nicht mehr so recht in die Zeit.
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