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Essen wie die Hobbits : „Die Bewohner von Mittelerde ernähren sich genau richtig“

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Kräftig essen, aber Bewegung nicht vergessen: Hobbit Bilbo (Martin Freeman) und Zwergen-Gefährten im Film „Der Hobbit - Eine unerwartete Reise“. Bild: action press

Die kulinarischen Gewohnheiten von Tolkiens Figuren sind in vielem vorbildlich - und erklären, wie die Kurzen gegen ganze Armeen böser Orks siegen konnten. Ein Streifzug und drei Rezepte.

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          Was dieses Völkchen isst, klingt wie ein Rezept für eine wahre Übergewichtsepidemie: sieben Mahlzeiten am Tag - Frühstück, zweites Frühstück, 11-Uhr-Imbiss, Mittagessen, Tee-Zeit, Abendessen und Nachtmahl. Da ist es gut, dass die Hobbits Gestalten aus einer Phantasiewelt sind, aus den „Herr der Ringe“- und „Hobbit“-Erzählungen des britischen Philologen J. R. R. Tolkien sowie ihren Verfilmungen. Auch in der zweiten Folge des „Hobbit“-Dreiteilers, der gerade in den Kinos zu sehen ist, reden die Halblinge über Drachen, Zauberer, Schätze, Festungen und allerlei Abenteuer; über Blutfettwerte und Adipositas haben sich Bilbo und seine Gefährten sicher noch nie Gedanken gemacht.

          Dabei müssten sie zur Rettung ihrer kulinarischen Ehre gar nicht bis nach Mordor, zum Einsamen Berg oder sonst wohin laufen. „Die Bewohner von Mittelerde ernähren sich genau richtig“, sagt Günter Wagner. „Sogar vorbildlich.“ Er muss es wissen; Wagner, gut vertraut mit den Büchern und den Filmen, ist Ernährungswissenschaftler und arbeitet am Institut für Sporternährung in Bad Nauheim.

          In Tolkiens Welt wird das Thema Essen mit Sorgfalt behandelt. Obwohl es keine detaillierten Beschreibungen der Küche von Mittelerde gibt, so gibt es doch immer wieder Hinweise auf die sehr unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten seiner Bewohner. Die Hobbits beispielsweise sind eben sehr darauf bedacht, üppig zu essen - und mehrere Mahlzeiten am Tag seien für sie auch durchaus sinnvoll, sagt der Ernährungsexperte. Schließlich seien sie körperlich an der frischen Luft arbeitende, nun ja: Leute, deren Kalorienverbrauch jenem der Generation unserer Großeltern ähnle. Fünf- bis sechstausend Kalorien verbrauche ein Hobbit täglich, schätzt der Wissenschaftler.

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          Besonders positiv sieht Wagner, dass es ein zweites Frühstück und noch einen 11-Uhr-Snack gebe. „Wer von Tagesbeginn an mit Nährstoffen und Kalorien gut versorgt ist, ist auch im Tagesverlauf zufriedener, ruhiger, kreativer und humorvoller“, betont der Familienvater. Genau das könne man bei den friedliebenden, geselligen und lebenslustigen Hobbits beobachten. Wer wegen einer Diät oder Mangelernährung an einem chronischen oder temporären Nährstoff- oder Energiedefizit leide, sei dagegen oftmals gereizt und aggressiv. Dieser Unterschied sei auch bei Kindern zu beobachten, so Wagner; bei einer Studie seines Instituts an einer Schule habe sich herausgestellt, dass Kinder, die zu Hause gefrühstückt und ein Pausenbrot dabeihatten, leistungsfähiger und weniger aggressiv waren. Wagner resümiert: „Das Pausenbrot in der Schule ist das zweite Frühstück der Hobbits.“

          Besonders gerne essen Hobbits Pilze und alles, was die idyllischen Gärten und Wälder in ihrer Heimat, dem Auenland, hervorbringen: eigenhändig gefangene Forellen, selbst gejagtes Wild, gute Butter von den glücklich grasenden Kühen und natürlich Obst, Kräuter und Gemüse aus paradiesischer Fülle. Dazu trinken sie am liebsten Wein und selbstgebrautes Bier.

          Diese Art der Regionalität hat auch jenseits der Fantasy inzwischen wieder größere Bedeutung. Beispielsweise bei Sternekoch André Großfeld. Er ist überzeugt: „Die Ernährung der Hobbits ist zeitgemäß.“ Der Trend sowohl in der einfachen als auch in der gehobenen Gastronomie und selbst in der Küche zu Hause gehe zum Regionalen, stellt Großfeld fest. Für sein Restaurant „Gr0ßfeld - Gastraum der Sinne“ im hessischen Friedberg bezieht der Koch, wie er berichtet, das Wildfleisch von Jägern aus der Region, Gemüse und Kräuter kauft Großfeld grundsätzlich nur von Produzenten aus der Region. Die Leibspeise der Hobbits sammelt ein befreundeter Pilzkenner für ihn persönlich in den Wäldern zwischen Taunus und Vogelsberg. Mit Tolkiens Romanen hat Großfeld sich eingehend beschäftigt und auf deren Basis sogar Rezepte entworfen, von denen wir auf dieser Seite einige präsentieren.

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