Dandy Diner : Vegan, versaut, formvollendet
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Jetzt auch in der Gastro: Jakob Haupt (links) und David Roth haben den Männermode-Blog „Dandy Diary“ aufgebaut. Das reichte als Betätigungsfeld offenbar nicht aus. Bild: EyeCandy
Wider die Grenzen des guten Geschmacks: Zwei Berliner Blogger eröffnen in Neukölln einen veganen Imbiss mit Superfoods, lebenden Schweinen und einem Sofa von Harald Glööckler.
Herr Haupt, Sie eröffnen am Samstag in Berlin das „Dandy Diner“, die erste Filiale eines veganen „Imbissbuden-Imperiums“. Warum?
Nachdem wir mit „Dandy Diary“ schon die Modewelt fast im Alleingang und einbeinig digitalisiert, revolutioniert und runderneuert haben, wurde es Zeit für ein weiteres Spielfeld. Also haben wir uns Branchen angeschaut, die auch einer Revolution bedürfen. Da fanden wir einerseits die Religion, der wir uns allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt widmen möchten, und die Gastronomie. Wenn Modeleute älter werden, haben sie ja keine Lust mehr, sich nur noch mit Mode zu beschäftigen. Dann fällt ihnen ein, dass Essen ja auch toll ist.
Ist das eine Art Altersvorsorge? Sie werden auch nicht jünger.
Im besten Fall: ja. Der Laden ist nur der Auftakt. Wir planen den Aufbau der ersten weltweiten Veganer-Fastfood-Kette. Wir sehen uns als direkte Wettbewerber zu McDonalds, Starbucks, Vapiano, der Asia-Food-Mafia und jeder einzelnen Mutter auf diesem Planeten. Unser Marktverhalten wird daher extrem aggressiv sein.
Wichtiger als das Essen ist ja heute das Surrounding.
Ja. Das Design stammt vom „Studio Karhard“. Die haben auch die Toiletten im Berghain entworfen, für rauschhafte Nächte wichtige Orte der Begegnung. Bei uns bauen die Toiletten-Könige jetzt ein Restaurant.
Als „Haus-DJ“ haben Sie Solomun verpflichtet.
Ja, er wird bei uns auflegen, immer wenn er in Berlin ist, also drei bis vier Mal im Jahr. Als wir das besprachen, war ich schon etwas betrunken, und nach seiner Zusage habe ich aus Versehen meinen Rotwein über ihn geschüttet. Hoffentlich steht er zu seinem Wort. Er bekommt auch lebenslang umsonst Essen in allen Filialen.
Für die Uniformen konnten Sie Henrik Vibskov gewinnen.
Er ist der größte skandinavische Designer der Gegenwart. Unsere Arbeits-Uniformen wird es auch im Mode-Einzelhandel zu kaufen geben, sprich: im „Voo Store“ in Berlin. Bei unseren Mitarbeitern setzen wir tadelloses Aussehen voraus, deshalb muss auch die Uniform tadellos sein. Wir haben da weder Kosten noch Mühen gescheut, um eine zeitlose Design-Sprache entwickeln zu lassen, die gleichzeitig dem harten Arbeitsalltag in einem Restaurant standhält.
Warum keine Berliner Designer?
Natürlich haben wir auch Berliner Designer! Auf Ebay haben wir ein Chesterfield-Sofa aus dem Privatbesitz von Harald Glööckler erstanden, das in die Bar kommt. Auf dem hat er vielleicht sogar schon einmal nackt gesessen. Außerdem haben wir einen silbernen Spiegel gekauft, der von Rudolf Moshammer gestaltet wurde. Wir statten das Diner also mit Stücken namhafter Designer aus.
Was ist mit dem Essen?
Es wird Sandwiches geben, Burger, Salate, Gebäck, Desserts, Superfoods, Dandy-Diner-Säfte, Kaffee, Bier, Wein, Longdrinks. Das Konzept stammt von dem irischen Koch James, der vorher im „Grill Royal“ und der Cantina der „Bar Tausend“ gearbeitet hat. Das Essen ist streng vegan, daher maximal inklusiv und geeignet für alle Religionen. David und ich lebten aus Trendgründen seit Jahren erst vegetarisch und jetzt vegan. Außerdem können wir so unser Food-Konzept und das Imbissbuden-Imperium leicht auf allen Weltmärkten multiplizieren. Wir haben eine offene Küche. Darin wird nicht nur das Essen zubereitet, sondern die Gäste können zum Beispiel direkt neben der Fritteuse speisen.
Ist das nicht anstrengend für die Leute, die da arbeiten?
Mal gucken. Das ist so wie bei Freunden, wo jemand kocht, jemand zum Kühlschrank geht, alle mitmachen. Könnte hektisch werden. Aber Fast Food ist easy zusammenzubauen, da muss niemand was abschmecken.
Vegane Küche und Superfoods – ist Ihnen das nicht zu konformistisch? Müssten Sie nicht gerade heute und gerade in Berlin eine Lanze eine andere Küche brechen?
Wir haben natürlich auch die harte Glutenpeitsche im Angebot, mit Seitan-Burger und Fake-Käse, aber natürlich führen wir auch Bio-Produkte. Von der Form her ähnelt es Läden, die es schon gibt, aber der Inhalt ist radikal anders. Das wird mehr als ein Imbiss, es wird Konzerte geben und Events – und zwei Schweine im Laden.
Lebendige Schweine?
Wir wollen Mikroschweine haben. Ihre Anschaffung macht uns noch zu schaffen. Da muss man höllisch aufpassen, dass einem keine normalen Ferkel angedreht werden, die irgendwann drei Meter groß sind. Sie sollen Svenja und Svenja heißen, wie im Russischen Swinja, Schwein. Wir suchen zwei Weibchen und kompensieren damit die hohe Männerquote bei den Gesellschaftern, nämlich David, mir und einem Liechtensteiner Investor.
Ist das überhaupt erlaubt?
Das ist wohl nicht erlaubt. Aber die werden wie normale Mitarbeiter behandelt. Sie haben einen Garten im Innenhof. Wir haben aber überlegt, ob es nicht besser ist, wenn sie bei David in der Wohnung schlafen, damit sie unsere Freunde werden. So genau haben wir uns mit den Regeln noch nicht beschäftigt. Wollen wir auch gar nicht.
Geschafft haben Sie es freilich erst, wenn Sie mit ihrem Laden den Burger-Wettstreit des Blogs „Stil in Berlin“ gewinnen. Rechnen Sie sich gute Chancen aus?
Den wollen wir nicht gewinnen. Wir werden ihn durch Erpressung und sozialen Druck an uns reißen. Mary Scherpe von „Stil in Berlin“ ist leider sehr unglücklich über die Idee mit den Schweinen und sagt, wenn wir das wirklich machen, wird sie nicht kommen. Das steht unserer Expansion im Weg, weil sie natürlich sehr wichtig ist.