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Alkoholfreie Weine : Geht’s denn auch ohne Prozente?

  • Aktualisiert am

Die getesteten Produkte sind bei unterschiedlichen Anbietern erhältlich, sämtlich zu Preisen unter zehn Euro - bis auf den „Lussory Gold“, der bis jetzt nicht in Deutschland angeboten wird, aber laut Erzeuger einen Endverbraucherpreis von 90 Euro anstrebt.

   

Mit diesen Tropfen könnten wir einen Abend verbringen:

Bild: Andreas Pein

Cabernet Sauvignon, Carl Jung (Rheingau). Duftet andeutungsweise nach Sauerkirschen und schafft es, durch angenehm spannende Säure und verhalten herbe Gerbstoffe einen gewissen Nachhall hinzukriegen.

13 Natureo Free, Syrah und Cabernet Sauvignon Rosé, Miguel Torres (Spanien). Im Gegensatz zu vielen anderen Weinen in der Verkostung wussten wir hier, was wir in Bezug auf Jahrgang, Rebsorte und Herkunft tatsächlich im Glas hatten, und die Ausstattung ist ansprechend. Auch die Angabe der Süße, 52,6 Gramm pro Liter, war nachvollziehbar (schmeckbar war es gefühlt weniger, im angenehmen feinherben Bereich), während sie uns bei anderen Kandidaten ein Rätsel war. Saftig an Rhabarber erinnernd. „Etwas moussierend, auf der Zunge weinig, ganz guter Abgang“, notierte die Sommelière.

Chardonnay, Carl Jung (Rheingau). Mit kräftiger Säure. Birnenduft in der mostig reifen Nase, vollmundige Stachelbeere und ein angenehmer Abgang. 40 Gramm Süße pro Liter sind höchstens zu erahnen.

13 Natureo Free Muscat, Miguel Torres (Spanien). Muscat d’Alexandrie- Trauben aus dem Penedès, die uns mit weißen und grünem Pfeffer, exotischen Früchten und Gewürzen (Limetten, Rosenblätter) entgegendufteten und dann mit saftig-fruchtiger Säure gepaart im Mund wieder auftauchten; erfrischend und ausgewogen und ein perfekter Frühjahrs- und Sommer-Aperitif. Schade, dass der Dritte im Bunde, der „Free“-Rotwein von Torres, in Deutschland nicht erhältlich ist.

Premium Airén & Macabeo, Lussory (Spanien). Gut gemachter Weißwein einer Firma in Santiago de Compostela, die auf gänzlich alkoholfreie und als halal zertifzierte Weine spezialisiert ist. Blind hätten wir vielleicht auf einen leichteren Grauburgunder einer badischen Winzergenossenschaft oder einen ganz netten Chardonnay getippt, an der allerobersten Grenze von trocken. Ein warmer Ton in der Nase, nussige gelbe Früchte, einer der weinigsten Weine der Verkostung.

Premium Gold, Lussory (Spanien). Dieser aufwendig ausgestattete Schäumer ist das Spitzenprodukt von Lussory. Er zeigt, was machbar ist in dieser Kategorie, und damit meinen wir nicht den 24-karätigen Goldstaub, der darin schwebt (und ganz offensichtlich auf die Premiummärkte der arabischen Welt zielt). Nein, die Nase erinnert uns nicht nur an reifes Obst, sondern auch so manche Aromen in echten Schaumweinen; „hier sind Ecken und Kanten“, kommentierte Helen Mol.

    

Auch diese kann man durchaus trinken:

Bild: Andreas Pein

„Selection“, weiß und rot, Carl Jung (Rheingau). Leicht und traubig, aber nette, annähernd trocken schmeckende Kerle, die beiden.

Premium Sparkling, Lussory (Spanien). Zitrus, Birne und Süße; das „Brut“ auf dem Etikett können wir nicht nachvollziehen, aber ein gut gekühltes Glas davon trinken wir.

Brillant Sparkling, weiß und rosé, Söhnlein (Henkell/Wiesbaden). Beide ausgesprochen fruchtintensiv, der Weiße mit Stachelbeere, Apfel und Pfirsich, der Rosé dann mit ausgeprägten Himbeeraromen und noch deutlicherer Süße, die aber auch für eine gewisse Länge sorgt. Wer gerne restsüßen Riesling-Kabinett von der Mosel trinkt, sollte hiermit ganz gut zurechtkommen.

Light Live Sparkling rosé und rot, Wachenheim (Pfalz). Die beiden Schäumer gefielen mit Aromen, die an Aprikosen bzw. Glühwein erinnerten, die Perlage relativ fein - „kann man durchaus trinken“, so Mol. Beide mit deutlicher Süße, durch Säure aufgefangen.

   

Da trinken wir doch lieber Wasser:

Bild: Andreas Pein

Premium rot, Lussory. Nase nach Kohl und Essig, Geschmack nach muffigem Kork.

Light Live, rosé und weiß still sowie weiß sparkling, Wachenheim. Bestätigten leider die Vorurteile zur Kategorie „alkoholfrei“: dünn und langweilig, der Schäumer unangenehm grobperlig und in der Nase stichig.

Blanc de Blancs Chardonnay, Carl Jung (schäumend). Die prägnante Säure zusammen mit Kohlensäure und sehr wenig Süße sehr anstrengend, ziemlich schnell fiel das Stichwort „Sodbrennen“.

Rotkäppchen rosé: Zuerst sehr süß, dann komplette, betretene, unangenehme Funkstille.

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