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Afrikanische Küche : Von Cocoyam und Kochbananen

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Prah beim Scheiden eines Films in einem Berliner Café Bild: Andreas Pein

Afrikas Küche ist in Europa weitgehend unbekannt. Die Filmemacherin Tuleka Prah will das ändern. Sie bereist den Kontinent mit der Kamera, auf der Suche nach Rezepten und Geschichten.

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          Der beste Ort, um Kontomire zu essen, ist die Westküste Ghanas, sagt eine junge schwarze Frau mit Kochmütze in die Kamera, während sie in ihrer heimischen Küche die Zutaten für das Pfannengericht vorbereitet und schneidet: Räucherfisch, Tomate, viel Knoblauch und Cocoyam, ein Blattgemüse. Ghanaische Hausmannskost. „Aber wenn man in Europa ist, kann man einfach Spinat verwenden“, ergänzt Tuleka Prah, die Macherin des Films; sie sitzt an einem klaren Wintertag in einem Berliner Café, in dem sie gelegentlich auch ihre Clips schneidet. Ob in Norwegen, Neuseeland oder im Tschad, sagt Prah: Wer Fisch hat, ein Blattgemüse, Zwiebeln und Öl, kann Kontomire zubereiten.

          Diese Zuversicht ist Programm, Teil eines Projekts, für das Prah, 32, seit zwei Jahren mit ihrer Kamera immer mal wieder durch Afrika reist. Sie sammelt traditionelle Rezepte, bringt sie mit nach Berlin und stellt sie auf ihr Blog africanfoodmap.com. Dazu dreht sie Kurzfilme, in denen sie eine Köchin bei der Zubereitung begleitet und fotografiert. Ihr Blog soll irgendwann mal Rezepte vom ganzen Kontinent sammeln. Eine kulinarische Karte Afrikas soll so entstehen.

          „Ich will“ sagt Prah, „dass die Leute zum Beispiel sagen: Lass uns heute mal was Ghanaisches kochen. Das soll nichts Fremdes sein.“ Eigentlich, meint sie, seien die Voraussetzungen dafür gut: Die Zutaten seien leicht zu bekommen. Die Gerichte seien einfacher zuzubereiten als zum Beispiel asiatisches Essen. „Koreanische Kimchi schmecken speziell, aber die Leute haben es akzeptiert. Sie kochen zu Hause grünes Thai Curry, total kompliziert, aber sie probieren es. Das funktioniert mit afrikanischer Küche auch.“

          In ihrem eigenen Leben war Essen immer eine wichtige Konstante - „auch wenn ich das selbst nicht immer gemerkt habe“. Aufgewachsen ist Prah, die in Afrikanistik und Amerikanistik promoviert und unter anderem als Sprachlehrerin ihren Lebensunterhalt verdient, in Afrika. Ihre Mutter ist Südafrikanerin, der Vater Ghanaer. Alle paar Jahre zogen sie in ein neues Land: Botsuana, Kenia, Namibia, Südafrika. Immer lernte Prah eine neue Küche kennen. „Mein Vater hat manchmal Ghanaisch gekocht. Später habe ich gelernt, dass er fast alles falsch gemacht hat“, lacht Prah.

          Fotos, die auch Europäern Lust machen

          Mit zwölf Jahren steht sie das erste Mal selbst am Herd: Spaghetti Bolognese soll es geben. Hackfleisch anbraten, Zwiebeln und Knoblauch dazu. Dann Brühe, kleingeschnittene Tomaten und Tomatenmark. Das Rezept ist leicht zu merken. „Erst wenn man selbst kocht, lernt man den Wert jeder Zutat zu schätzen. Wie man sie gart und was der Unterschied zwischen Bräunen und Verbrennen ist.“

          Jollof-Reis, ein deftiges Gericht aus Ghana
          Jollof-Reis, ein deftiges Gericht aus Ghana : Bild: Tuleka Prah / myafricanfoodmap.com

          Als Prah zum Studieren nach England und später nach Deutschland zieht, fehlt ihr die heimische Küche. Auswärts essen in London ist ihr zu teuer, also stellt sie sich an den Herd. Oder ernährt sich von Fish ’n’ Chips. Wann immer sie Zeit hat, leiht sich Prah an der Universität eine Kamera. „Manchmal saß ich in einem Café und habe einfach die Menschen auf der Straße gefilmt.“ Sie lernt, wie Schärfen und Einstellungen aussehen müssen, und wird zur passionierten Kamerafrau. Als ihr ein Praktikum angeboten wird, kommt sie nach Berlin. „Das war ein Dokumentarfilm, ich wusste nicht, worum es ging, nur dass der Regisseur Igor hieß.“ Sie soll als Produktionsassistentin mitwirken. Die Produktionsleiterin fällt aus, sie rückt nach. Und ist plötzlich Filmemacherin in Berlin.

          „Das Tolle hier sind die Bäckereien. Ich liebe Schrippen, Streuselschnecken und Franzbrötchen“. Trotzdem: Etwas fehlt Prah. Sie sucht im Internet nach den Rezepten ihrer Kindheit: Bohnen mit Kochbananen, Fufu - und findet nur unscharfe Videos und unappetitliche Fotos. „Afrikanische Küche wird sehr schlecht dokumentiert“, sagt Prah.

          Also registriert sie selbst eine Website, kauft ein Flugticket nach Ghana und eine Canon-550D-Spiegelreflexkamera auf Raten. Zwei Wochen später steht sie am Flughafen. Mit Handgepäck und einer Menge Ideen. Sie will die drei beliebtesten Gerichte Ghanas suchen und auf ihrer Website aufarbeiten. So, dass auch Europäer Lust bekommen, sie nachzukochen. Und das soll ja erst der Anfang sein.

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