Wasser im Garten : Das lebendige Element
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Hohe Ansprüche: Es soll plätschern, es soll rauschen, natürlich aussehen, aber bitte ohne Algen. Bild: Hersteller
Fontänen, Wasserspiel, kleiner Naturteich – Wasser kann im Garten so viel mehr sein als Lebensspender für Blumen und Pflanzen. Wie Gartenplaner es in Szene setzen, ist immer auch eine Frage der Mode.
Kaskaden und Fontänen, in denen sich das Licht bricht. Spiegelglatte Becken, die den Himmel auf die Erde holen. Leise gluckernde Bachläufe, die den Weg kreuzen und achtsam machen. Wasser ist ein zentrales Element im Garten. Still oder fließend, kontemplativ oder belebend, erzeugt es ganz unterschiedliche Stimmungen. Es spricht die Sinne an und fokussiert, es macht kleine Gärten größer und schafft ein Gefühl von Weite.
Der Wunsch ist groß, dieses Element in den Garten zu holen. Erfüllen lässt er sich beinahe überall, auch wenn Platz und Budget nicht für extravagante Wasserspiele reichen: Ein sprudelnder Stein, ein kleines Wasserbecken lassen sich sogar auf dem Balkon unterbringen.
„Wasser steht für das Leben“, sagt Gerd Mayer von den Gärten von Daiß, einem auf Wassergärten spezialisierten Unternehmen. „Wasser ist Emotion.“ Vielen seiner Kunden gehe es um das Geräusch: Ein leises Plätschern wird als beruhigend und erfrischend empfunden. Manchmal soll es auch von störenden Geräuschen in der Nachbarschaft ablenken. Rauschende Wasserfälle eignen sich allerdings eher bei großen Grundstücken, rät der Diplom-Ingenieur, sie stören, wenn sie zu nahe am Sitzbereich gelegen sind.
Ein Zeichen von Luxus
Wie Wasser in den Garten integriert wird, ist Moden und dem Zeitgeist unterworfen. In den 1960er-Jahren war es der blaue Pool, in den 1980er-Jahren der Naturteich. Um die Jahrtausendwende wurden Lebensbereiche für Koi-Karpfen geschaffen, dann kamen die – gerne möglichst naturnah gestalteten – Schwimmteiche auf. Heute sind gerade, klare, geometrische Formen gefragt für Pool oder Wasserspiel: ein Würfel, aus dem es sprudelt, oder ein glatter Wasservorhang aus einer Edelstahl-Schütte.
Wasser im Garten ist immer Zeichen von Luxus. In antiken römischen Gärten spielte es eine Rolle, etwa im Garten der Springbrunnen der Stadt Conimbriga. In islamischen Gärten ist Wasser als das paradiesische Element vertreten, in der Alhambra etwa machen Wasserbecken einen wichtigen Teil der Architektur aus. Zum herrschaftlichen Statussymbol wurde es in der Renaissance und im Barock. Die Wasserspiele, etwa in der Villa d’Este oder in Versailles, sollten nicht nur erfrischen, sondern vor allem imponieren. Sowohl optisch als auch um zu demonstrieren, wozu die Ingenieure in der Lage waren: Wasserorgeln zu bauen und „Giochi d’acqua“ zu ersinnen, die überraschte Gartenbesucher nass spritzen.
Für die Fontänen in Versailles, die stets zur Ankunft von Ludwig XIV. in die Höhe schossen, mussten täglich Tausende Kubikmeter Wasser aus der Seine gepumpt werden. Möglichst natürlich sollten die Wasserfeatures in den englischen Landschaftsgärten des 18. Jahrhunderts wirken, etwa in Stourhead Gardens, mit Seen, Bachläufen und Wasserfällen. Später knüpfte man wieder gerne an die große Kunst der Renaissance an: Der britische Landschaftsarchitekt Harold Peto erschuf 1905 den neoklassizistischen Wassergarten von Buscot Park in Oxfordshire. Aber auch in den postmodernen neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ließen sich etwa Alain Provost und Gilles Clement bei ihren Entwürfen des Parc André-Citroën in Paris von Renaissance-Wasserspielen inspirieren. Gartendesigner wie Jacques Wirtz und Charles Jencks planen dagegen gerne große, stille Wasserflächen in ihren Projekten ein.