Krieg und Frieden
Text und Fotos PATRICK SLESIONA7. Februar 2023 · Artilleriebeschuss und Schneeballschlacht, Waffenruhe und Erholung im Spa-Bereich: Im armenischen Kurort Jermuk, an der Grenze zu Aserbaidschan, treffen Welten aufeinander.
Es war kurz nach Mitternacht, als ein Knallen die Bewohner in Jermuk am 13. September aus dem Schlaf riss. Die Hotels des südarmenischen Kurorts waren ausgebucht. Schon in sowjetischen Zeiten suchten Touristen hier, in den dichtbewaldeten Bergen und den heißen Quellen, Erholung. Nun mussten die Gäste in den Kellern der Wellness-Tempel Schutz suchen, während über ihnen aserbaidschanische Geschosse einschlugen und Fenster barsten.
Armenien und Aserbaidschan kämpfen seit Jahrzehnten erbittert um die Region Bergkarabach.
Doch dass der Konflikt auch armenisches Staatsgebiet erreichen könnte, damit hatte in Jermuk bis zu jener Nacht niemand gerechnet.
Nach Kämpfen über zwei Tage einigte man sich auf eine Waffenruhe. Seither ringen Russland, die Vereinigten Staaten und die Europäische Union um Vermittlung. Jermuk kämpft ums Überleben. Touristen kommen nur noch wenige, aus Furcht vor der nächsten Eskalation. Wer sich doch nach Jermuk traut, an dem sausen beim Spazierengehen olivgrüne Militär-Lastwagen vorbei. Schulkinder lernen, dass beim Spielen in den Wäldern Blindgänger lauern. In den Bergen, nur fünf Kilometer vom Ortskern entfernt, sollen noch immer aserbaidschanische Truppen patrouillieren. So erzählt man es sich im Ort.
Aufgeben und wegziehen wollen trotzdem nur die wenigsten. Aber wie lebt man dort? Diese Bilder geben einen Eindruck davon.
Quelle: F.A.Z. Magazin
Veröffentlicht: 08.02.2023 10:24 Uhr
