Xaver Unsinn : „Mister Eishockei“ ist tot
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Mann mit Pepitahut: Xaver Unsinn Bild: dpa
Der legendäre Mann mit dem Pepita-Hut ist tot: Der ehemalige Eishockey-Nationaltrainer Xaver Unsinn ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Er war 1976 Coach beim Gewinn der olympischen Bronzemedaille.
Wo Xaver Unsinn war, wurde viel gelacht. Der „Xari“, wie ihn auch seine Spieler nannten, hat gerne und ausgiebig erzählt. In den letzten Jahren versiegte sein Redefluss – ein Indiz für seine angeschlagene Gesundheit. Am Mittwoch ist Unsinn, der sich als Spieler und Trainer einen Namen im Eishockey gemacht hat, in seiner Heimatstadt Füssen gestorben. Im Alter von 82 Jahren. Öfter als der Allgäuer hat nur der Russe Viktor Tichonow an der Bande gestanden, wenn es darum ging, eine Nationalmannschaft zu betreuen. Unsinns Markenzeichen war neben der notorisch guten Laune sein Pepitahut.
Als Xaver Unsinn in Füssen begann, dem Puck hinterherzujagen, war der EV national die erste Adresse. Acht Meisterschaften feierte der Flügelstürmer mit dem Traditionsklub. Am Ende seiner Karriere blickte der Bayer mit dem ausgeprägten Allgäuer Akzent auf 72 Länderspiele zurück. Als Spieler und Trainer erlebte Unsinn sechs Olympische Spiele und zwölf Weltmeisterschaften. Darunter Platz zwei, als 1953 nur vier Nationen an der WM teilnahmen, und die Tschechoslowakei auch noch vorzeitig abreiste. Unsinns Premiere als Glückspilz.
Diesen Ruf hatte er endgültig weg, als er das Nationalteam 1976 in Innsbruck zur olympischen Bronzemedaille führte. Weil der Torquotient der Deutschen um 0,041 besser war als jener der Finnen. Unsinns Kader profitierte davon, dass Schweden wie Kanadier dem Turnier ferngeblieben waren und die Vereinigten Staaten mit einer zweit- bis drittklassigen Auswahl antraten.
Ein Glückskind
„Man hat den Xari gern als Glückskind bezeichnet, aber er hat sich alles erarbeitet. Er hatte ein Händchen dafür, in der richtigen Sekunde die richtige Entscheidung zu treffen“, erinnert sich Erich Kühnhackl, einst Spieler, später Assistent unter Unsinn. Am Donnerstag, unter dem Eindruck der Nachricht aus Füssen, sagte Kühnhackl: „Auf ihn war immer Verlass, er war ehrlich und korrekt. Er hat Eishockey gelebt und gefühlt.“
Xaver Unsinn folgte eher seiner Intuition als dem Intellekt. Seine Trainerlaufbahn begann er als Spielertrainer beim ESV Kaufbeuren. Seine nächsten Stationen: Preußen Krefeld, Kölner EC, Augsburger EV, Düsseldorfer EG (Meister 1972), Berliner SC (Meister 1974/76) und EV Rosenheim. 1964 war Unsinn kurz Bundestrainer, dauerhaft von 1975 bis 1977 und nochmals von 1981 bis 1989. Zwischendurch führte er 1979 den SC Bern zum Meistertitel. Ein Schweizer Journalist hat Unsinn mal „den Salvador Dali des gesprochenen Wortes“ genannt: „Unsinn spricht bewegt und bewegend, die Worte purzelten heraus. Kaum war ein Satz oder Gedanke da, verdrängte ihn schon der nächste.“
Unsinn wurde in die Hall of Fame des Weltverbandes in Toronto aufgenommen. Eine Auszeichnung, die ihn in seinem Selbstverständnis bestärkt hat, viel mehr richtig als falsch gemacht zu haben. Schließlich hatten es Trainer deutscher Zunge nicht immer leicht in einer Zeit, als die Bundesliga keinen einzigen Übungsleiter mit deutschen Pass beschäftigte. Nie wieder wird einer Eishockey so schön unverwechselbar und leidenschaftlich als „Eishockei“ unter die Leute bringen.